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Meine Zeugnisse – mein Lebenslauf – mein Facebook-Passwort

Wenn die Neugier der Recuriter über die Bewerber-Privatsphäre nicht gestoppt werden kann

Robert Collins

[ghk] Bewerberberater zählen sie auf wie einst Leporello in Mozart Oper Don Giovanni seine berühmte Registerarie gesungen hat. Don Giovannis Liebschaften sind so sattsam bekannt wie die Fragen der Recruiter im Jobinterview: Weshalb haben Sie sich bei uns beworben? Wo möchten Sie in fünf Jahren sein? Was sind Ihre größten Schwächen?

Arbeitsrechtler und der AAG-Gesetzgeber haben ihren Teil beigetragen, um die Grenze zu den No-Go-Fragen im Einstellungsinterview deutlich zu machen. Jedoch bieten die Social Medien um Facebook & Co eine verführerische Datensammlung, gegen die selbst Mozarts Leporello mit seinem Büchlein der Liebschaften von Don Giovanni nicht ankommen könnte. („Kennt ja selbst ihn ganz genau„).

 

Nun ist in den USA ein Fall publik gemacht worden, als ein Recruiter ganz skrupellos den Bewerber nach seinem Facebook Profil und den Zugangsdaten gefragt hat. Diese Episode schildert Manuel Valdes (AP) so:

When Justin Bassett interviewed for a new job, he expected the usual questions about experience and references. So he was astonished when the interviewer asked for something else: his Facebook username and password.

Bassett, a New York City statistician, had just finished answering a few character questions when the interviewer turned to her computer to search for his Facebook page. But she couldn’t see his private profile. She turned back and asked him to hand over his login information.

Bassett refused and withdrew his application, saying he didn’t want to work for a company that would seek such personal information. But as the job market steadily improves, other job candidates are confronting the same question from prospective employers, and some of them cannot afford to say no.

Manuel Valdes von der Associated Press schilderte hier diesen Fall.

 

Maryland ist nicht Leporello-Land

Nach Beschwerden der ACLU (American Civil Liberties Union) über dieses nicht zulässige Verlangen nach Offenlegung des Facebook-Passworts ist dem Arbeitgeber, der Maryland Department of Public Safety and Correctional Services nichts besseres eingefallen, als Bewerber während des Job-Interviews darum zu bitten, am Computer des Recruiters sich in sein Facebook-Account einzuloggen – und so dem Personaler alle Einzelheiten offenzulegen.

Recruiter, die zufälligerweise auch Opern-Fan sind, sei als Ersatzmaßnahme der Besuch der nächsten Don-Giovanni-Aufführung im Konzertsaal ihrer Wahl empfohlen. Dann können sie sich voll und ganz zufrieden stellen mit Leporellos amourösen Enthüllungen. Stimmgewaltige Bewerber hingegen können indes als Antwort auf unzulässige Fragen der Privatsphäre die Registerarie singen oder zitieren.

Leporello:

Schöne Donna, dies genaue Register,
Es enthält seine Liebesaffären;
Der Verfasser des Werks steht vor Ihnen,
Wenn’s gefällig, so gehn wir es durch.
In Italien sechshundertundvierzig,
Hier in Deutschland zweihundertunddreißig,
Hundert in Frankreich und neunzig in Persien,
Aber in Spanien, ja, in Spanien
Schon tausend und drei.
Hier ein schmuckes Kammerkätzchen,
Dort ein nettes Bürgerschätzchen,
Kammerzofen, Baronessen,
Hochgeborene Prinzessen,
Mädchen sind’s von jedem Stande,
Jeder Gattung und Gestalt,
Schön und hässlich, jung und alt.
Bei Blondinen preist er als Kenner‘
Holde Anmut und sanftes Wesen,
Bei Brünetten feste Treue,
Bei den Blassen süßes Schmachten.
Volle sucht er für den Winter,
Für den Sommer schlanke Kinder.
Große liebt er gravitätisch;
Ernst und vornehm, majestätisch
Doch die Kleine, ja die Kleine, die sei possierlich,
Die sei manierlich, sei fein und zierlich.
Dass dies Büchlein Stoff erhalte
Schwärmt er manchmal auch selbst für Alte ;
Doch wofür er immer glühte,
Ist der Jugend erste Blüte.
Da’s ihm gleich ist, ob sie bleich ist,
Ob sie bettelt oder reich ist,
Nimmt er Weiber jeder Sorte.
Nun, Ihr wisst ja, wie’s da geht.
Doch wozu noch all die Worte,
Kennt ja selbst ihn ganz genau.

 

100x schlagfertig im Interview

Wer als Bewerber nichts mit Mozart-Opern am Hut hat kann sich aber trotzdem auf die gängigsten und fiesesten Fragen der Personalchefs vorbereiten. Empfohlen wird dazu nicht Leporellos Zick-Zack-Liste, sondern das Buch von Bewerberratgeber Gerhard Winkler „Anders antworten – 100 x schlagfertig im Job-Interview“ (ISBN 3-908497-01-9 Smart Books Publishing AG)

 

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