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Gehaltsvergleich unter Kollegen: So forderst du erfolgreich mehr

Mit wem spricht man über Geld?

von Martina Kettner

Claudia Kimich

„Wie viel verdienst du eigentlich?“ Diese Frage hört man in der Kaffeeküche, dem Umschlagplatz für Infos und Flurfunk, eher selten. Ob Arbeitnehmer aus ihrem Gehalt ein Geheimnis machen, hat das aktuelle Onlinestimmungsbild von karriere.at erfragt. Und was tun, wenn sich beim Gehaltsvergleich heraustellt, dass ein Kollege mehr Geld bekommt? Gehaltscoach Claudia Kimich kennt die Antwort und weiß auch, warum sich Frauen beim Fragen nach Geld oft besonders schwer tun.

Mit Kollegen plaudert man über so einiges – nur beim Thema Gehalt hört die Mitteilsamkeit oft schnell auf. Über das eigene Einkommen zu sprechen, das steht in heimischen Büros noch nicht auf der Tagesordnung. Eine karriere.at-Onlineumfrage unter 477 Arbeitnehmern zeigt: 16 Prozent sprechen mit jedem, den es interessiert, über ihr Gehalt. 22 Prozent sagen, dass sie mit ausgewählten Kollegen darüber sprechen. Knapp die Hälfte diskutiert ihr Einkommen ausschließlich mit Familie und Freunden. Über Gehalt spricht man mit niemandem: Dieser Meinung sind 14 Prozent der Befragten. Sie geben ihr Gehalt niemals preis.

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Gehälter im Unternehmen: Transparenz nicht immer gewünscht

Wie sehen Arbeitgeber das Thema Einkommenstransparenz? Wissen sie, ob sich ihre Mitarbeiter über Gehälter austauschen? 39 Prozent der 157 Voting-Teilnehmer auf Arbeitgeberseite erfahren in Gehaltsgesprächen, dass ihre Mitarbeiter über Verdienste sprechen und sich intern vergleichen. 14 Prozent haben im Betrieb ein transparentes Gehaltsschema eingeführt. Jeder Fünfte gibt an, dass Teamleiter und Führungskräfte Einblick in Gehaltstabellen haben. 28 Prozent sagen: Gehalt ist in unserem Unternehmen ein Tabu-Thema.

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Wenn der Kollege mehr verdient: Ein Argument im Gehaltsgespräch?

 

Über Geld spricht man nicht, oder doch? Es gibt zumindest eine Gelegenheit, bei der im Job über Geld gesprochen wird: Bei der Gehaltsverhandlung. Gehaltscoach und Buchautorin („Um Geld verhandeln“, Verlag C.H.Beck) Claudia Kimich im Interview über die Do’s and Don’ts des Gehaltsgesprächs und Transparenz beim Thema Einkommen.

Was sind die Basics einer erfolgreichen Gehaltsverhandlung?

Claudia Kimich: Frechheit, Selbstbewusstsein und Vorbereitung sind die drei Hauptschlagworte, denn ohne diese Dinge funktioniert es nicht. Klar, manche müssen sich auch gar nicht vorbereiten – da reichen auch die Frechheit und das Selbstbewusstsein. Was allerdings die wenigsten machen: Sich vor dem Gespräch vorstellen, wen man gegenüber hat. Damit meine ich, dass man sich damit beschäftigt, welcher Typ der Verhandlungspartner ist. Wie kann ich bei ihm oder ihr am besten punkten? Der Knackpunkt ist, dass sich die meisten Arbeitnehmer auf sich selbst konzentrieren und darauf, wie sie ihre Argumente vortragen. Ausschlaggebend ist aber auch, wen man vor sich hat: Einen Strategen, einen Gewinnmaximierer oder ein Powerpaket? Je nachdem welchem Typ ich gegenüber sitze, funktionieren meine Argumente gut – oder auch nicht. Was bei einem Typ Mensch hilfreich ist, geht beim anderen komplett nach hinten los. Deshalb: Vor dem Gehaltsgespräch nicht nur auf sich selbst achten, sondern auch auf das Gegenüber.

Tun sich Frauen beim Verhandeln ums Geld schwerer?

Claudia Kimich: Ja. Frauen und Techniker glauben immer noch an das Märchen, dass der Chef ihre guten Taten sieht und ihnen dann von selbst mehr bezahlt. Aber das ist halt leider ein Märchen. Frauen tun sich einerseits beim Fragen nach Geld schwerer, andererseits werden sie auch für ihre Loyalität bestraft, weil sie nicht so oft den Job wechseln. Beim Wechsel ist aber meist ein größerer Gehaltssprung drin. Ich rate dazu, in der Verhandlung 30 Prozent auf das gewünschte Gehalt draufzuschlagen. Und: wenig vergleichen! Frauen fragen sich oft: Was kann ich verlangen? Männer sagen eher: Da geht noch was! Selbst bei Freiberuflern gestalten sich Stundensätze zwischen Männern und Frauen unterschiedlich.

 

Angenommen, es stellt sich heraus, dass ein Kollege bei gleicher Qualifikation und Leistung mehr verdient. Ist es ratsam, damit gleich zum Vorgesetzten zu gehen und mehr Geld zu fordern?

Claudia Kimich: Das zu erfahren ist natürlich bitter – der Kollege hat offensichtlich besser verhandelt, denn von sich aus zahlt der Arbeitgeber nicht mehr. Leistung gegen Geld, das ist in der Arbeitswelt immer der Deal. Als ersten Schritt sollte man daher analysieren, wie sich diese Leistungen gestalten. Ich würde nicht gleich zum Vorgesetzten gehen und sagen: Kollege XY bekommt mehr als ich. Später im Gespräch, als Antwort auf typische Killerphrasen, kann man das allerdings schon sagen. Wenn Sätze fallen wie „Keiner bekommt mehr“ oder „Dieses Gehalt bezahlen wir niemandem“, dann kann man schon antworten: Ich weiß, dass es jemanden gibt, der für gleiche Leistung mehr Geld bekommt. Ich würde die ungleiche Bezahlung aber nicht als Aufhänger ins Gehaltsgespräch mitnehmen. Als Aufhänger ebenfalls tabu: Sagen, dass man für die Finanzierung von einem Haus, einem Auto etc. mehr Geld möchte. Es zählen immer die Leistungen, nicht die Kosten, die man decken muss. Natürlich muss man sich das Leben z. B. in einer teuren Stadt erst einmal finanzieren, aber mit den Leistungen im Job hat das erstmal nichts zu tun. Die Grundargumentation ist immer: Was habe ich, was kann ich dem Arbeitgeber bieten?

Gehalt gilt größtenteils immer noch als Tabuthema: Wie reagiert man am besten, wenn die Frage nach Gehalt kommt?

Claudia Kimich: Ich bin dafür, insgesamt mit dem Thema offener umzugehen, auch wenn es Neid erzeugen kann. Je offener man selbst mit dem Thema umgeht, desto leichter wird es, etwas zu machen. In erster Linie gibt oder erhält man mit der Frage nach Gehalt eine einfache Information. Klar, wenn der fragende Kollege viel weniger verdient, dann ruft das eventuell Neid hervor. Völlige Transparenz wie z.B. in Schweden müsste ich auch nicht haben. Das Thema zu enttabuisieren würde aber insgesamt schon helfen – allen Arbeitnehmern. Teilweise gibt es Projekte in Unternehmen, wo Mitarbeiter ihr Gehalt im Rahmen einer Versammlung selbst bestimmen. Ob sich das bewährt, weiß ich nicht, aber bei diesem Modell weiß jeder, was der andere verdient. Über Geld nicht zu sprechen fördert außerdem Killerphrasen in der Gehaltsverhandlung: Das ist außerhalb unserer Gehaltsrange, das zahlen wir hier niemandem – so etwas knockt in der Gehaltsverhandlung erstmal aus. Auch bei Traineeprogrammen hören Arbeitnehmer oft: Hier verdienen alle gleich. Das stimmt aber einfach nicht. Die Behauptung, dass nicht mehr Geld zu holen ist, stimmt meistens nicht – und oft gibt es einen oder eine, der/die auch mehr verdient als die anderen.

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Pressekontakt:
Martina Kettner
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