Zu kompliziert: 42 Prozent der Kandidaten brechen Bewerbungsprozess ab
Kompliziert, zeitaufwändig, nicht bewerberfreundlich – die Indeed Bewerbungsstudie 2016 offenbart gravierende Lücken zwischen den Wünschen von Bewerbern und den Erwartungen von HR-Verantwortlichen. 42 Prozent der befragten Kandidaten haben schon einmal einen Bewerbungsprozess abgebrochen, weil dieser zu kompliziert war. Fast jeder vierte Bewerber hat schon einmal eine Stelle ausgeschlagen, weil er sich im Bewerbungsprozess nicht genug wertgeschätzt fühlte.
Diese Zahlen zeigen ein dramatisches Missverhältnis zwischen der Kandidaten- und der Personalerseite auf. Für die Bewerbungsstudie 2016 hat Indeed, die weltweit größte Jobseite, über 500 HR-Verantwortliche und mehr als 1.000 Bewerber befragt.
„Während Bewerber offen sind für moderne Methoden und Ansätze bei der Jobsuche, setzen HR-Verantwortliche und Unternehmen an vielen Stellen auf Bewährtes und verlieren dabei aus dem Blick, worauf es Bewerbern ankommt. Dies muss sich dringend ändern. Landauf, landab beklagen Unternehmen einen Fachkräftemangel – daher ist es gerade jetzt Pflicht für Personaler, auf die Wünsche der Kandidaten einzugehen“, sagt Frank Hensgens, Geschäftsführer von Indeed in Deutschland.
Anschreiben ist größtes Ärgernis für Bewerber
Beispiel: Bewerbungsunterlagen. Als besonders unnütz bewerten die befragten Kandidaten das Bewerbungsfoto und das Anschreiben. Hier ist die Differenz zwischen „wird von Personalern verlangt“ und „wird von Bewerbern als nützlich bewertet“ besonders hoch. 50 Prozent der Kandidaten empfinden die Formulierung des Anschreibens als den nervenraubendsten Teil einer Bewerbung. Für HR-Verantwortliche ist dieses Dokument jedoch immer noch von hoher Bedeutung. 69 Prozent der befragten Personaler wollen am Anschreiben die Ausdrucksfähigkeit beurteilen, 45 Prozent sehen das Anschreiben quasi als notwendige Fleißaufgabe.
Bei der Frage nach dem bevorzugten Bewerbungsweg zeigen sich Job-Kandidaten deutlich innovativer als die HR-Verantwortlichen. 63 Prozent wünschen sich, dass die Bewerbung direkt über Online-Jobseiten abgewickelt werden kann. Über Social Media und mobile Anwendungen würde sich gerne jeweils rund jeder fünfte Befragte bewerben.
Unternehmen präferieren die klassischen Bewerbungswege Email und per Post mit deutlichem Abstand zu anderen Kanälen. Gerade bei der Bewerbungsfunktion von Online-Jobseiten, der mobilen Bewerbung und der Nutzung von Social Media gehen Kandidaten und Personaler deutlich auseinander.
HR-Verantwortliche erwarten, dass die Bewerber ihre Motivation und ihren Einsatz auch durch das zeitintensive Erstellen der Unterlagen „beweisen“. Die Lücke zwischen Erwartung der Unternehmen und Realität bei den Bewerbern klafft auch hier: Der reale Aufwand (74 Minuten) bei den Bewerbern liegt deutlich über der Einschätzung der Personaler (51 Minuten) und noch stärker über dem, was Kandidaten selbst für angemessen halten (42 Minuten).
Bewerbermanagement per Excelliste
Der Einsatz von Bewerbermanagementsystemen (bzw. Applicant Tracking Systems/ATS) ist auf Unternehmensseite immer noch nicht allzu weit verbreitet. Fast 80 Prozent der befragten Firmen arbeiten mit analogen oder digitalen manuellen Systemen. „Sprich: Bei 4 von 5 Unternehmen werden Excellisten, Worddokumente oder Papierablagen geführt“, sagt Frank Hensgens.
„Dies ist kein effizienter Weg, Bewerber zu managen. Personaler in Unternehmen aller Größen können Geld und viel Zeit sparen, indem sie in die Umstellung auf automatisierte Systeme investieren. Der Nebeneffekt: Bewerbermanagementsysteme machen Recruiting transparent und effizient und erlauben genaueres Aussteuern von Geldern und Ressourcen.“
Fehlende Systeme erschweren auch das Feedback an die Kandidaten im laufenden Bewerbungsprozess. Ganze 60 Prozent der Unternehmen gaben in der aktuellen Indeed-Studie an, dass sie Kandidaten während des Prozesses nicht regelmäßig über den Status auf dem Laufenden halten. Im aktuell umkämpften Bewerbermarkt ist dieses Verhalten kaum zu erklären, denn fehlendes Feedback führt zu einer schlechten Candidate Experience und schlimmstenfalls zum Abspringen der besten Bewerber.
Denn Jobsuchende wünschen sich ein Feedback – 99 Prozent gaben dies an. Gut die Hälfte erwartet ein Update innerhalb einer Woche, weitere 40 Prozent innerhalb von maximal 14 Tagen.
Fazit: Employer Branding beginnt bei der Bewerbung
„Arbeitgeber sprechen viel von Employer Branding und Candidate Experience – das alles fängt beim ersten Klick an. Wenn Unternehmen sich zum Beispiel Bewerbungen über Jobportale verwehren, aber Kandidaten diese Funktion gerne nutzen wollen, ignoriert das die Wünsche der Bewerber. Dabei sollten deren Bedürfnisse so wichtig sein wie Kundenwünsche im Einzelhandel. Wir befinden uns aktuell in einem Bewerbermarkt. Das heißt, gut ausgebildete Fachkräfte können häufig zwischen mehreren Job-Optionen wählen. Mittelfristig punkten werden nur die Unternehmen, die ihre Rolle in diesem Markt annehmen und sich schon im Bewerbungsprozess als attraktiver Partner für eine langfristige Job-Beziehung darstellen“, betont Hensgens.
Über die Studie
Für die Studie wurden in einer repräsentativen OnlineBefragung durch das Marktforschungsunternehmen MediaAnalyzer 518 HR-Verantwortliche und 1.024 Bewerber befragt (im Zeitraum vom 30. März bis 6. April 2016). Im Fokus der Untersuchung standen die verschiedenen Erwartungshaltungen von HR-Verantwortlichen und Jobsuchenden im Bewerbungsprozess.
Über Indeed
Über Indeed suchen mehr Menschen nach ihrem nächsten Job als über jede andere Jobseite (bezogen auf Unique Visitors, Quelle: comScore). Indeed bietet Kandidaten in mehr als 60 Ländern und 28 Sprachen über Desktop und mobile Endgeräte Zugang zu Jobs auf der ganzen Welt. Insgesamt mehr als 180 Millionen Menschen nutzen Indeed jeden Monat für die Jobsuche, um Ihren Lebenslauf hochzuladen oder um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren (Google Analytics, Unique Visitors, März 2015). Indeed ist die wichtigste Quelle für externe Einstellungen für tausende von Unternehmen (SilkRoad & iCMS). Weitere Informationen auf de.indeed.com.