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Deutsche skeptisch beim Bildungsniveau der Flüchtlinge – Lehrer im ifo Bildungsbarometer gesondert befragt

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Clemens Fuest

Drei Viertel der Deutschen schätzen den durchschnittlichen Bildungsstand der Flüchtlinge als niedrig ein. Dementsprechend glaubt die Mehrheit (53 Prozent zu 33 Prozent) auch nicht, dass die Flüchtlinge dabei helfen, den Fachkräftemangel der deutschen Wirtschaft zu verringern. Das sind Ergebnisse des ifo Bildungsbarometers, einer repräsentativen Umfrage in Deutschland, die am Mittwoch bei der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin vorgestellt wurde. Mehrheiten finden sich für staatlich finanzierte verpflichtende Sprachkurse (75 Prozent dafür, 18 Prozent dagegen), eine Ausweitung der Schulpflicht bis 21 Jahre (58:26) und ein zweijähriges Bleiberecht nach Abschluss einer Ausbildung (50:37).

Gespalten sind die Bürger bei den Fragen einer staatlichen Übernahme von Ausbildungskosten der Betriebe (45:41) und einem Ausbau verkürzter Ausbildungsberufe (38:44) für Flüchtlinge. Die staatlichen Bildungsausgaben pro Flüchtling sollten nach Ansicht der Mehrheit eher unverändert bleiben. Zur Förderung von Flüchtlingskindern finden sich deutliche Mehrheiten für eine möglichst gleichmäßige regionale Verteilung auf die Schulen, für zusätzliche Bundesmittel für Sozialarbeiter, Sprachlehrer und Psychologen an Schulen und für eine steuerlich finanzierte Kindergartenpflicht für Flüchtlingskinder ab drei Jahren. Bei der Frage, ob Flüchtlingskinder zunächst länger in getrennten Förderklassen unterrichtet oder schnell in existierende Schulklassen integriert werden sollten, ergibt sich kein eindeutiges Bild in der Umfrage.

Lehrer, die im diesjährigen ifo Bildungsbarometer besonders befragt wurden, stehen vielen Bildungsreformen zur Integration von Flüchtlingen noch deutlich positiver gegenüber als die Gesamtbevölkerung. Im Gegensatz zur Gesamtbevölkerung befürworten Lehrer auch mehrheitlich höhere Lehrergehälter (74 Prozent der Lehrer, 40 Prozent der Bevölkerung) und die Verbeamtung (65, 33), sind aber mehrheitlich gegen ein Ganztagsschulsystem, die Inklusion von Kindern mit Lernschwächen in Regelschulen, den Einsatz von Quereinsteigern im Lehrerberuf und Gehaltszuschläge für gute Lernfortschritte. Lehrer geben den Schulen in ganz Deutschland schlechtere Noten als die Gesamtbevölkerung, den eigenen Schulen vor Ort hingegen bessere.

Lehrer und andere Deutsche stimmen aber auch überein, etwa bei der mehrheitlichen Zustimmung zu Aufnahmeprüfungen beim Zugang zum Lehramtsstudium (86 Prozent der Deutschen dafür), zu deutschlandweit einheitlichen Vergleichstests (83), zur Autonomie von Schulleitungen bei der Einstellung von Lehrkräften (72) und zur Aufteilung auf weiterführende Schularten erst nach der sechsten Klasse (67). Auch gibt es in beiden Gruppen große Zustimmung für eine Fortbildungspflicht für Lehrkräfte, wobei die Gesamtbevölkerung Fortbildungen außerhalb der Unterrichtszeit bevorzugt, Lehrkräfte hingegen während der Unterrichtszeit.

Beim ifo Bildungsbarometer befragte TNS Infratest von Ende April bis Anfang Juni 2016 über 4000 Personen zu bildungspolitischen Themen. Die Umfrage wurde finanziert von der Leibniz-Gemeinschaft.

 

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