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hello.jobs: Eine Jobbörse als selbstlernender Karriereabschnittspartner

Thorsten zur Jacobsmühlen
Thorsten zur Jacobsmühlen

Von Helge Weinberg

Gib es eine Jobbörse, die Bewerber während einzelner Karrierephasen begleitet und sich an ihre jeweiligen Bedürfnisse anpasst? Die es einem Unternehmen ermöglicht, genau die Menschen zu finden, die dessen Werte teilen und unbedingt dort arbeiten wollen? Auch wenn es kein Großkonzern ist und überdies seinen Sitz auf dem platten Land hat? Bisher lautete die Antwort „nein“, trotz der Vielzahl an Stellenbörsen. „hello.jobs“ (https://hello.jobs/) will das ändern. Die Jobbörse bringt zusammen, wer zusammen passt. Crosswater-Redaktionsmitglied Helge Weinberg hat sich hello.jobs genauer angeschaut und mit ihrem Gründer Thorsten zur Jacobsmühlen gesprochen.

Bewerber suchen den Job auf Basis ihrer Bedürfnisse aus

Wir mögen, wer uns ähnlich ist – diese Aussage trifft auch auf Unternehmen und Bewerber zu. Was aber schon bei der Partnersuche nicht immer leicht fällt, erscheint bei der Jobsuche fast undenkbar. Wie können Bewerber neben den Hard Facts zum Job auch ihre ganz persönlichen Bedürfnisse auf die Tagesordnung bringen – um festzustellen, ob die neue Beziehung passt? Meist tun sie das nicht, sondern entscheiden nach dem Prinzip Hoffnung.

Unternehmen vergeben sich dabei Chancen. „Heute spielt es vielfach keine Rolle mehr, was für ein Job gesucht wird, sondern warum ein Job gesucht wird“, sagt zur Jacobsmühlen. „Wir lassen ein Matching stattfinden von Dingen, die normalerweise erst ganz am Schluss im Gespräch geklärt werden, meist aber auch da noch nicht“. hello.jobs ermöglicht es Bewerbern, einen Job auf Basis ihrer Bedürfnisse auszusuchen. Das klingt einfach, kann aber ganz schön kompliziert sein.

Mensch-Maschine-Matching
Mensch-Maschine-Matching

So hat eine alleinerziehende Mutter ganz spezifische Ansprüche an die Flexibilität bei der Arbeitszeit, schließlich werden Kinder öfter einmal krank. Andere Bewerber haben klare Vorstellungen, wie ihr idealer Arbeitsplatz gestaltet sein sollte. Bei den üblichen Jobbörsen fallen solche Bedürfnisse durch das Raster. Diese lassen eine Suche nach genau zwei Kriterien zu: Job und Ort. Der Vorteil dieses Verfahrens: Auf den ersten Blick viele Ergebnisse. Der Nachteil: Nur wenige passende Ergebnisse, die Bewerber zudem mühsam ausfiltern müssen. Das kostet Zeit – und nicht selten motiviert kaum eine Anzeige zu einer wirklich begeisterten Bewerbung.

hello job bringt alle Interessen unter einen Hut

Wie bringt hello.jobs die Vielfalt an Interessen unter einen Hut – und Bewerber und Unternehmen zusammen? Unternehmen können sich dort sehr kleinteilig darstellen und stark ins Detail gehen. Alle Aussagen, sowohl über den Job als auch über das Unternehmen also solches, fließen in das Matching ein, in unterschiedlicher Gewichtung. Bewerber können komplexe Anfragen stellen, mit allen ihnen wichtigen Keywords – und dies in einem einzigen Suchfeld. Aber auch Unternehmen können gezielt nach Merkmalen suchen, die Bewerber angegeben haben.

80, 70 oder nur 50 Prozent? Wie gut passt das Jobangebot?

Diese erhalten bei ihrer Suche eine Auswahl an Jobangeboten, versehen mit prozentualen Angaben, wie stark die Benefits des Jobs mit den Bedürfnissen der Bewerber übereinstimmen. Das sieht fast wie das Ergebnis einer Online-Partnervermittlung aus. „Für uns als Stellenbörse ist das auf den ersten Blick schlecht, denn wir liefern viel weniger Ergebnisse aus als das andere Stellenbörsen tun. Für den User ist es gut, denn der möchte nicht tausend Anzeigen sehen. Auch wenn der nur eine sieht und die passt, ist das mehr wert als einen Wust an Anzeigen, durch den er sich arbeiten muss, bis er etwas Interessantes findet“, sagt zur Jacobsmühlen.

Brauchen Sie mich?
Suchen Sie mich? Brauchen Sie mich?

hello.jobs ist momentan noch im Aufbau. Das System ist selbstlernend. Werden Begriffe hinzugefügt, dann fließen sie in die Gewichtung mit ein. Wie bei Google Suggest erhalten Bewerber und Unternehmen Vorschläge, was sie angeben können. hello.jobs ermuntert sowohl Unternehmen als auch Bewerber dazu, detailliert über sich zu erzählen und sich nicht nur auf die Jobangebote beschränken. So verbessert sich die Qualität des Matchings, beide Seiten können gezielter nach Merkmalen suchen.

Wer Hobbies angibt, kann sie dann auch ausleben

Für die Bewerber macht es Sinn, ihre Hobbies anzugeben. Wenn dies zum Beispiel „Segeln“ sein sollte, dann ist die Chance groß, dass hello.jobs Regionen wie Hamburg oder Unternehmen vorschlägt, wo dieser Sport ausgeübt werden kann. Unternehmen sind also gut beraten, ihre Benefits vollständig aufzulisten, denn sie erhalten motivierte Bewerber. Diese wiederum sollten ihre Interessen gerne einmal in den Vordergrund stellen.

Bestzahlende Unternehmen werden zuerst angezeigt

Hobbies mögen etwas trivial erscheinen, die nächsten Beispiele sind es sicher nicht. Gehalt ist für Bewerber meist nicht der entscheidende Faktor, aber wichtig ist ihnen die Höhe des Gehalts allemal. Jobsuchende können bei hello.jobs eingeben, wieviel sie verdienen wollen. Diese Angabe wird die Gewichtung der Jobvorschläge verändern. Die dann angezeigten Stellenangebote werden meist keine Gehälter nennen, die Auswahl richtet sich aber nach den Wünschen der Bewerber. Wie das sein kann? Viele Unternehmen sind zurückhaltend damit, offen Gehälter zu nennen. Sie geben aber Gehaltsspannen in hello.jobs ein, das diese Angaben beim Matching berücksichtigt.

Persönliches in die Waagschale werfen und den besten Arbeitgeber finden

Auch sehr persönliche Präferenzen können bei der Jobauswahl in die Waagschale geworfen werden, Stichwort “Gender“. Ein Beispiel: Köln ist ein Zentrum der Gay-Szene. Grund genug für so manche Arbeitgeber, bei ihrer Suche nach Bewerbern anzugeben, dass in dem Unternehmen der Anteil schwuler Mitarbeiter hoch ist. Bewerber können gezielt danach suchen.

Was zum Thema „Datenschutz“ führt. Die Datenbanken, und damit alle Angaben der Nutzer, sind verschlüsselt, versichert Thorsten zur Jacobsmühlen. Google findet zwar die Stellenangebote, mehr aber nicht. Und: Die Server stehen in Deutschland, aus Prinzip.

In einem weiteren Beitrag werden wir einen Blick „unter die Haube“ bei hello.jobs (https://hello.jobs/) werfen und die Dashboards für Bewerber und Unternehmen vorstellen.

Helge Weinberg
Helge Weinberg

Über den Autor: Helge Weinberg ist Journalist aus Hamburg und Mitglied der Redaktionen des „PR-Journals“, „DPRG Journals“ und des „Crosswater Job Guide“. Zudem schreibt er als Freelancer in diversen Fachzeitschriften über Arbeitgeberkommunikation, Employer Branding und Personalmarketing.

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