Der Siegeszug des mobilen Recruitings
Ein Gastbeitrag von Janine Grundentaler
Vor gar nicht allzu langer Zeit waren Personaler nur dafür zuständig neue Mitarbeiter ins Unternehmen zu holen. Zielstrebig aber ohne Innovationsnotwendigkeit verfolgten sie dieses Ziel ohne Umwege. Doch dann begann die Herrschaftsperiode des Fachkräftemangels und alles änderte sich…
Klingt nach dem Anfang eines Schreckenmärchens? Nun gut, so schlimm ist es nicht, aber die Zeit des einseitigen Recruitings ist definitiv vorbei. Durch den vorherrschenden Fachkräftemangel ist die Nachfrage nach Spezialisten in vielen Branchen höher als das Angebot.
Dadurch wird der Arbeitsmarkt immer komplexer, sodass spezialisierte Arbeitnehmer mehr Einfluss auf den Rekrutierungsprozess haben. Um dennoch vielversprechende Talente zu gewinnen und ans Unternehmen zu binden, müssen Personaler heutzutage weitaus mehr tun als Stellen auszuschreiben und Bewerbungsgespräche zu führen. Kreativität im Recruitingprozess ist mehr denn je gefragt.
Der erfolgreiche Personaler von heute sollte demnach multiple Rollen in der Talentakquise einnehmen, um Kandidaten aufzuspüren und sie für das Unternehmen zu begeistern.
Marketing ist eine davon. Denn nur wer sein Zielpublikum und dessen Wünsche kennt, kann sich und sein Unternehmen optimal vermarkten.
Des Weiteren ist es wichtig das Verhalten der Kandidaten zu analysieren. Wo wird nach offenen Stellen gesucht? Und wie aktiv ist mein Unternehmen auf diesen Kanälen?
Gerade die jüngere Zielgruppe ist z.B. in den Sozialen Medien stark vertreten, sodass dieses Medium optimal genutzt werden kann um Millennials zu akquirieren.
Eine weitere Notwendigkeit für umfassendes Recruiting ist Active Sourcing auf Karriereplattformen, auf denen die Personaler sich mit vielversprechenden Kandidaten vernetzen und diese direkt ansprechen können.
Zu guter Letzt folgt ein Trend, der sich über die letzten Jahren in fast all unseren Lebensbereichen etabliert hat: der mobile Zeitgeist. So nutzen, laut einer Studie der Monster Worldwide Deutschland GmbH, altersübergreifend ¾ der Kandidaten ihr Smartphone für die Jobsuche und immerhin noch ⅔ wünschen sich die Möglichkeit einer mobilen Bewerbung.
Wenn Sie zu den 50% der Unternehmen gehören, die ihre Karriere-Webseite bereits für die mobile Nutzung optimiert haben, könnten Sie meinen fein raus zu sein. Jetzt reicht aber ein mobiloptimiertes Webdesign oft nicht mehr aus, um den kompletten Bewerbungsprozess abzudecken. Daher gehen einige Unternehmen einen Schritt weiter und entwickeln eigene Apps, die es den Kandidaten erleichtern Jobs zu finden und sich standortunabhängig darauf zu bewerben.
All die oben genannten Fähigkeiten in einer Person zu binden, klingt beinahe illusionär. Doch da kommt die rettende Instanz ins Spiel – der passende Personalberater.
Alex Gorr, der Geschäftsführer der SAPPLIER GmbH, einer der führenden Personalberatungsunternehmen im Bereich SAP, gibt uns folgendes zu verstehen: „Die Anforderungen an Personaler sind in kürzester Zeit rapide gewachsen. Die meisten Unternehmen kommen mit dieser Entwicklung nicht mehr hinterher und so wenden sich viele an uns. Dadurch, dass wir uns nur auf die SAP-Branche spezialisiert haben, kennen wir unsere Zielgruppe außerordentlich gut und wissen, wo und wie man SAP-Spezialisten für einen Job begeistern kann. Durch die Nutzung unterschiedlicher Kanäle haben wir eine große Datenbank an potentiellen aber anspruchsvollen Kandidaten, welche einen gewissen Komfort bei der Jobsuche erwarten.“
Des Weiteren bekräftigt er: „Wenn unsere Kandidaten einmal auf ihrem Smartphone oder Tablet im ‚Jobsuchmodus’ sind, für die eigentliche Bewerbung dann aber zum Computer wechseln müssen, schwindet das Interesse signifikant.“ Deswegen stellt SAPPLIER Ende des Jahres ihre Karriere-App vor, die den gesamten Recruiting Prozess auf die mobile Ebene bringt. Nach einer kurzen Profilerstellung kriegen die Kandidaten sogenannte ‚Matches’ angezeigt, also vorqualifizierte Stellenausschreibungen, die genau zu ihren Suchanforderungen passen. Nach einer einfachen 1-Klick-Bewerbung prüft ein SAPPLIER Mitarbeiter, ob der Lebenslauf des Kandidaten bereits vorliegt und vergleicht diesen mit den Anforderungen des ausschreibenden Unternehmens. „Wenn alles passt, wechseln wir zur persönlichen Ebene und falls die Anforderungen nicht erfüllt werden, kann der Personaler mit nur einem Klick eine Absage verschicken.“
Doch warum hinken noch so viele Unternehmen hinterher, obwohl der Anteil des mobilen Nutzerverhaltens seit Jahren kontinuierlich zunimmt? Die anfallenden Kosten für die Entwicklung einer App und der damit verbundene Zeitaufwand schrecken sicherlich viele ab. Schließlich braucht man jetzt zu den normalen Bewerbungen auch noch jemanden, der die App betreut, sie mit Jobs füttert und die erhaltenen Bewerbungen auswertet. „Ja“, sagt Alex Gorr, „es bedarf einer gewissen Investition, aber wir erwarten eine schnelle Amortisation durch enorme Vorteile für unsere Kunden und Kandidaten. Viele Vorgänge sind automatisiert und bedürfen keiner Handlung unsererseits. So wird der Kandidat regelmäßig über den Status seiner Bewerbung informiert und ist dadurch betreut. Auch bietet die App die Möglichkeit personalisiert nach Jobs zu suchen, basierend auf Entfernung, Spezialisierung, Gehalt oder Reisebereitschaft zum Beispiel. Der Kandidat muss nicht sofort mit uns persönlich Kontakt aufnehmen, sondern kann erst einmal in Ruhe stöbern.“
Die Frage, ob das nicht zu unpersönlich sei, verneint der SAPPLIER Geschäftsführer: „Wir stellen die persönliche Beratung nicht gänzlich ein, sondern senken lediglich die Hemmschwelle mit uns in Kontakt zu treten. Ist ein Kandidat erst einmal an einem konkreten Job interessiert, fällt es ihm leichter auf uns zuzukommen.“
Ist Mobile Recruiting nun also der wichtigste Trend der Personalbranche in diesem Jahr? Alex Gorr hat dazu eine klare Meinung: „Wir müssen auf die Bedürfnisse unserer Kunden eingehen und uns von der großen Masse abheben. Nachdem wir Alleinstellungsmerkmale, wie etwa SAP-Spezialisten als Nischenzielgruppe und unsere Persönlichkeits-Analyse etabliert haben, wollen wir im nächsten Schritt das Bewerbungsverfahren optimieren. Die mobile Ausrichtung ist ein bedeutender Schritt, da viele Aspekte unseres Lebens mobil stattfinden, es muss jedoch ein funktionierendes System dahinterstehen, welches den Kandidaten abseits der App den entsprechenden Service bieten kann.“