Indeed-Arbeitsmarktkommentar März 2019: Arbeitslosenquote hat Schwachstellen
Dr. Annina Hering, Indeed Economist
Das Jahr 2018 war ein erfolgreiches Jahr für den deutschen Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erwerbstätigen ist erstmals seit der Wiedervereinigung auf über 45 Millionen gestiegen. Das zeigt sich auch im internationalen Vergleich: Deutschland weist mit 79 % (2017) die EU-weit zweithöchste Erwerbstätigenquote nach Schweden auf. Die Zahl offener Stellen steigt weiter an – das zeigen sowohl die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitsstellen als auch die in der IAB-Stellenerhebung ermittelten offenen Stellen. Gleichzeitig hat die Arbeitslosenquote 2018 mit 5,2 % im Jahresdurchschnitt ihren niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht.
Diese positiven Entwicklungen des Arbeitsmarktes dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es große regionale Unterschiede bei der Höhe der Arbeitslosenquote gibt. Zudem hängt die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit auch sehr stark von Beruf und Qualifikation ab. Für Arbeitgeber bedeutet dies, dass Arbeitslose in unterschiedlichem Maße Teil des Kandidatenpools für die Mitarbeitersuche sind – abhängig von der Region, dem Beruf und dem Qualifikationslevel.
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes hat sich in den letzten Jahren als nicht direkt von konjunkturellen Schwankungen beeinflusst gezeigt (siehe auch Klinger & Weber, 2014) und die Prognosen sind positiv. Nichtsdestotrotz sollten wir im Auge behalten, wie stark die Arbeitslosenquote in den folgenden Monaten im Vergleich zum Vorjahr zurückgeht, da sich hier erste Zeichen einer schwächelnden Wirtschaft zeigen könnten.
März 2019: Weiterhin positive Entwicklung des Arbeitsmarktes
Aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen für März 2019 eine Arbeitslosenquote von 5,1 %. Im Januar und Februar 2019 lag die Arbeitslosenquote noch über dem Jahresdurchschnitt von 5,2 % für das Jahr 2018, was aufgrund saisonaler Schwankungen üblich ist. Die gute Nachricht ist, dass zu Beginn dieses Jahres die Arbeitslosenquote erneut niedriger liegt als in den Vorjahresmonaten. Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes geht wie erwartet weiter (siehe zum Beispiel IAB-Arbeitsmarktbarometer).
Arbeitslosigkeit ist nicht überall niedrig
Die Arbeitslosenquote im März 2019 lag deutschlandweit bei niedrigen 5,1 %. Mit einem Durchschnittswert werden regionale Unterschiede verdeckt. Jedoch fallen der Engpass an Mitarbeitern und die Personalgewinnung regional sehr unterschiedlich ausfällt. Die altbekannte Aufteilung zwischen Ost- und Westdeutschland zeichnet sich zwar auch noch ab – zentraler ist allerdings das Nord-Süd-Gefälle mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Bayern (März 2019: 3,0 %). Aber selbst die Ebene der Bundesländer ist noch nicht differenziert genug, um wirklich die Vielfalt der lokalen Arbeitsmärkte zum Ausdruck zu bringen. Auf der Städte- und Kreisebene zeigt sich ein noch detaillierteres Bild. Gelsenkirchen ist die Stadt mit der höchsten Arbeitslosenquote von 12,5 % (März 2019), während in Eichstätt mit 1,4 % (März 2019) Arbeitslosenquote quasi Vollbeschäftigung herrscht. Das Nord-Süd-Gefälle zeigt sich auch bei den Großstädten mit einer Arbeitslosenquote von 7,8 % in Berlin und 3,6 % in München.
Neben regionalen Unterschieden gibt es darüber hinaus Unterschiede zwischen den Berufen und damit verbunden bei der Qualifikation der Erwerbspersonen. IAB-Zahlen zur qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquote verdeutlichen, dass in der Gruppe der Personen ohne Berufsabschluss die Arbeitslosenquote mit 17,9 % (2017, Gesamtdeutschland) sehr hoch ist und sich auch noch regional stark unterscheidet: In Ostdeutschland sind über ein Viertel der Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss arbeitslos (2017: 27 %). In Westdeutschland trifft dies auf 16,6 % der Erwerbspersonen ohne Berufsabschluss zu (2017).
Zusammenfassend heißt das: Die allgemein niedrige Arbeitslosenquote sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bestimmte Regionen wirtschaftlich schwach aufgestellt sind und entsprechend mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben. Gleichzeitig herrscht in anderen Teilen Deutschland eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote. Sie ist nicht nur Ausdruck eines wirtschaftlich starken Standortes, sondern bedeutet für die dort ansässigen Unternehmen gleichzeitig auch Besetzungsschwierigkeiten, die im schlimmsten Fall zu wirtschaftlichen Einbußen führen können.
Langzeitarbeitslosigkeit als konstante Herausforderung
Die niedrige durchschnittliche Arbeitslosenquote in Deutschland verleitet dazu, die Gruppe der Langzeitarbeitslosen außer Acht zu lassen. 32,4 % der Arbeitslosen im März 2019 waren langzeitarbeitslos, das heißt, sie waren bereits länger als 12 Monate arbeitslos gemeldet. Dass die Integration von Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt eine Herausforderung ist, zeigt ein Blick auf den Zeitverlauf. Im Jahr 2018 lag der durchschnittliche Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen bei 34,8 %. Dieser Wert ist innerhalb von 10 Jahren um 5,9 Prozentpunkte zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Arbeitslosenquote viel stärker, nämlich um ein Drittel, gesunken.
Das bedeutet einerseits, dass die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes auch Langzeitarbeitslose profitieren lässt, da sie zunehmend wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Andererseits wird aber auch deutlich, dass die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen auch in wirtschaftlich positiven Zeiten und mit guter Entwicklung des Arbeitsmarktes eine Herausforderung bleibt.
Insgesamt zeigt sich somit eine weitere positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes. Gleichzeitig sollten die regionalen, beruflichen und qualifikationsspezifischen Unterschiede bei der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit ebenso wie die konstante Herausforderung der Langzeitarbeitslosigkeit weiterhin diskutiert werden.
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