New Work ist in aller Munde – aber noch nicht in allen Köpfen
Der Status Quo als Anker im Ozean des New Work Hype
Frithjof Bergmann, Begründer der „New Work“-Bewegung, hat einen schillernden Lebenslauf vorzuweisen. Tellerwäscher, Fließbandarbeiter, Hafenarbeiter, Preisboxer und Professor für Philosophie an der Stanford-Universität – eine Silo-Karriere sieht anders aus. Mittlerweile steht das Thema auf unzähligen Konferenz-Tagungsordnungen, sogar ein Unternehmen der digitalen Kontakt-Netzwerke, XING, hat sich darüber so begeistern können und folgerichtig auch den Unternehmensnahmen darauf ausgerichtet.
Worum es geht?
Ein Blick in Wikipedia ist immer hilfreich:
Den Begriff der Freiheit kritisierend versteht Bergmann darunter nicht nur Entscheidungsfreiheit zwischen Alternativen, sondern Handlungsfreiheit. Da das „Job-System“ an seinem Ende sei, habe die Menschheit die Chance, sich von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien. Zentrale Werte der „Neuen Arbeit“ seien Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft. Diese solle aus drei etwa gleichen Teilen bestehen: Erwerbsarbeit, „smart consumption“ und „High-Tech-Self-Providing“ (Selbstversorgung auf höchstem technischem Niveau) sowie „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“:
- Dagegen solle die durch fortschreitende Automatisierung in allen Wirtschaftsbereichen abnehmende Erwerbsarbeit der Industriegesellschaft für jeden gekürzt werden und die finanzielle Basis für Dinge schaffen, die nicht durch Eigenarbeit oder nachbarschaftliche Netzwerke produzierbar sind.
- Doch könnten in naher Zukunft kooperativ betriebene Fabber die Eigenproduktion von Gütern übernehmen. Außerdem sollten sich die Menschen Gedanken darüber machen, was sie brauchen. So seien viele Produkte wenig sinnvoll, da ihr Gebrauch eher mehr Arbeit mache als einspare, etwa viele Knoblauchpressen, deren Reinigungsaufwand ihren Nutzen aufwiege.
- Einen revolutionären Prozess ablehnend könne die Veränderung nur nach und nach durch Menschen erfolgen, die sich an dem orientieren, „was sie wirklich, wirklich wollen“ und sich so allmählich unabhängiger machen. In so genannten Zentren für Neue Arbeit sollen Menschen gemeinsam mit den Mentoren ihre „Selbstunkenntnis“ überwinden und auf die Suche nach einer Arbeit in Übereinstimmung mit eigenen Wünschen, Hoffnungen, Träumen und Begabungen begeben. Diese soll schließlich das eigene Leben so verändern, dass man sich „lebendig(er)“ fühle.
Bei soviel Rauch kann es schon schwierig werden, zum Feuer als Ausgangspunkt zu gelangen.
Nun hat das Fraunhofer Institut eine bemerkenswerte Zusammenfassung publiziert und viele Diskussionspunkte rund um New Work übersichtlich zusammengefasst.
Die lesenswerte Zusammenfassung ist hier verfügbar:
New Work. Best Practices und Zukunftsmodelle
Online Access:
Fulltext urn:nbn:de:0011-n-5436648 (1.2 MByte PDF)
MD5 Fingerprint: ee83bee0c35cc24fd6adaba25c5027b8Created on: 16.5.2019
Imprint Stuttgart: Fraunhofer IAO, 2019, 112 pp. Project Data Bundesministerium für Arbeit und Soziales BMAS (Deutschland) New Work – Best Practices und Zukunftsmodelle: Arbeit von morgen heute gestalten
Language German Document Type Study, Electronic Publication Fraunhofer Institute Fraunhofer IAO (Institute’s Homepage) Subjects New Work; Arbeit der Zukunft; Zukunftsmodell; Praxisbeispiel