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Bank 2.0: Welche Herausforderungen birgt die Digitalisierung für den Finanzsektor?

Diana Himmel

Digitalisierung bedeutet nicht automatisch Stellenabbau. Vielmehr ist sie eine Chance für neue Jobs, neue Qualifizierungen und persönliche Weiterentwicklung.

Interessante Zahlen in Sachen Digitalisierung

Die Digitalisierung ist neben dem Gesundheitsmanagement eines der wichtigsten Themen im Geschäftsleben, insbesondere im Finanz- und Rechnungswesen. Führend in Sachen digitaler Transformation sind die Banken und Versicherungen. Einen Digitalisierungsindex von 63 Punkten erreicht diese Branche, bei allen Branchen sind es durchschnittlich 54 Punkte. Gemäß der zweiten Auflage der repräsentativen Benchmark-Studie „Digitalisierungsindex Mittelstand“, die von techconsult im Auftrag der Deutschen Telekom durchgeführt wurde, gibt es heute kein Finanzunternehmen mehr, das sich nicht mit der Digitalisierung befasst hat. Zu 69 Prozent ist die Transformation bei Finanzdienstleistern bereits ein fester Bestandteil der Geschäftsstrategie.

Bedeutung der Digitalisierung für Filialbanken und Co.

 

Insbesondere für Filialbanken und weitere Finanzdienstleister ist es von größter Wichtigkeit, die digitale Ebene immer weiter auszubauen. Sie stehen in Konkurrenz zu den Online-Banken, -Versicherungen und weiteren Unternehmen und müssen in jedem Fall ihre Marktposition festigen, um sich gegen disruptive Wettbewerber behaupten zu können. Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei Banken und Versicherungen in der digitalen Transformation. Sie ermöglicht ein alltagstaugliches Unternehmen, das über alle Kanäle erreichbar ist. Darüber hinaus sind Kunden digital mit Dritten verbunden, Daten und Analysen können genutzt werden, sodass eine Entscheidungsfindung in Echtzeit möglich wird. Ziel der Finanzdienstleister ist, eine Position als wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebens eines Kunden einzunehmen.

 

Anspruchsvollere Berufsbilder im Bankwesen

 

Trotz der Finanzkrise von 2008 ist eine Ausbildung im Bankwesen nach wie vor beliebt. Die Branche bleibt jedoch nicht von der Digitalisierung verschont. Etwa 70 Prozent der Banken gehen laut dem „EY Bankenbarometer 2018“ davon aus, dass die Rekrutierung von talentiertem Nachwuchs in der Zukunft schwieriger wird. Insbesondere Regionalbanken bangen um junge Fachkräfte. Die Digitalisierung der Finanzbranche wird immer stärker, fachlich versierte Arbeitnehmer müssen immer spezialisierter ausgebildet werden, um den Wandel zu berücksichtigen. Dies bedeutet, dass die alten Berufsbilder durch neue, die anspruchsvoller und komplexer sind, ersetzt werden. Die Bankbranche bietet gute Einstiegsmöglichkeiten für interessierte, junge Menschen. Sie ermöglicht eine fundierte Grundausbildung sowohl in Bezug auf eine berufliche Grundbildung als auch Einstiegsprogramme für Mittelschul- und Hochschulabsolventen.

Gänzlich neue Jobs entstehen im Zuge der Digitalisierung

Die Arbeitswelt verändert sich im Zuge der digitalen Transformation. Immer mehr Maschinen nehmen uns die Arbeit weg. Sie sind schneller, besser und günstiger. Die Frage, welche Tätigkeiten zukünftig noch von Menschen durchgeführt werden können, ist nicht leicht zu beantworten, da zahlreiche Jobs, die in der Zukunft entstehen werden, heute noch nicht existieren. Viele Unternehmen gehen jedoch davon aus, dass die „künstliche Intelligenz“ die menschliche nicht vollständig ersetzen kann. Es gilt, die Technologie mit den menschlichen Begabungen geschickt zu kombinieren. Zu den wichtigsten Fähigkeiten der Menschen für die Arbeitswelt zählen Kreativität, Neugierde und Kommunikation. Da diese Eigenschaften in Schulen und an Universitäten noch nicht unterrichtet werden, sind die Unternehmen gefordert, ihre Mitarbeiter entsprechend weiterzubilden. Die britische Großbank HSBC hat fünf neue Jobtitel und Fähigkeiten benannt, die im Bankgewerbe gefragt sein werden. Laut dieser sind die nachfolgenden Mitarbeiteraufgaben sowohl für das Retailbanking als auch weit über die Finanzbranche hinaus anwendbar.

 

  • Algorithm Mechanic: Es werden immer mehr Entscheidungen von Algorithmen getroffen. Sie agieren in einer sich rasch verändernden Umgebung inklusive Gesetzesänderungen, neuen Produkten und Informationen. Zur Optimierung von Nutzererfahrung und Profiten müssen diese ständig neu angepasst werden. Nicht etwa Programmierkenntnisse sind hierfür erforderlich, sondern Kenntnisse im Bereich der Finanzen, dem Service Design und dem Risikomanagement.
  • Digital Process Engineer: Einem standardisierten Workflow, der Sicherheit und den regulatorischen Anforderungen folgen viele Kundeninteraktionen. Deren Anzahl und Komplexität werden in Zukunft zunehmen. Aus diesem Grund muss eine Anpassung und Optimierung erfolgen, wodurch sich Reibungsverluste verringern und der Datendurchlauf erhöhen wird. Voraussetzung für dieses neue Berufsbild sind das Verständnis für umfangreiche, miteinander verbundene Workflows, das Erkennen von Problemen sowie Testen und Implementieren von kreativen Lösungen.
  • Conversational Interface Designer: Im Prinzip wird die Interaktion mit Maschinen immer menschlicher. Man spricht mit Computern, anstatt über komplizierte Codes zu interagieren. Mit einem guten Conversational Interface Design lässt sich die Nutzererfahrung bei textbasierten Chat Bots und der Sprachsteuerung verbessern. Dadurch besteht die Möglichkeit einer reibungslosen, natürlichen Kommunikation von Menschen mit Maschinen. Hierfür werden Arbeitnehmer benötigt, die über eine Kombination aus anthropologischen, linguistischen sowie kreativen Kenntnissen verfügen.
  • Universal Service Advisor: Immer mehr verschwinden wird der Unterschied zwischen physisch und digital. Es ist erforderlich, Kunden jederzeit Unterstützung zu gewähren, gleich, ob telefonisch, über einen Chat, in einer Filiale, in einer Augmented oder Virtual Reality. Mitarbeitern muss zur Kundenunterstützung der Wechsel zwischen digital und physisch möglich sein. Auskennen müssen sich die Fachberater insbesondere mit ihren Produkten und ihrem Fachgebiet. Weiterhin sind hervorragende Kommunikationsfähigkeiten und Empathie erforderlich.
  • Partnership Gateway Enabler: Von Bedeutung ist in Zukunft auch das Aushandeln, Aufrechterhalten und Überwachen der digitalen Beziehungen in der immer stärker vernetzten Finanzwelt. Zwischen verschiedenen Institutionen fließen Kundendaten sowie Geld hin und her. Hier ist eine Überwachung der Datenverwendung, dem Verhalten der Partner und der Compliance erforderlich. Dafür werden vom Gateway Controller gute Kommunikationsfähigkeiten, Kenntnisse im Risikomanagement und technisches Wissen über die digitalen Schnittstellen verlangt.

 

Kryptowährungen gewinnen immer mehr an Bedeutung

 

Die Digitalisierung ergreift auch den Bereich des Zahlungsverkehrs. Die Entwicklung geht seit Jahren weg vom Bargeld zu elektronischen Karten. Immer mehr Verbreitung finden dabei auch Kryptowährungen, deren Wurzeln im Jahr 2009, in dem die Bitcoins eingeführt wurden, liegen. Heutzutage ist die Blockchain-Technologie fast überall zu finden. Anstelle von greifbarem Geld wird eine visuelle Währung überwiesen. Zu den bekanntesten Kryptowährungen zählen Bitcoins, nach diesen hält Ethereum die größte Marktkapitalisierung. Mit Stand 20.08.2019 kann man für 180,98 Euro 1 Ethereum kaufen, aktuelle Kurse im Bitwiki.

 

Die Finanzbranche ist herausgefordert, durch die Blockchain-Technologie eine Effizienzsteigerung und eine Minimierung von Transaktionen zu erreichen. Die Kryptowährung birgt ein enormes Potenzial, sie kann zahlreiche bisher gängige Verfahren revolutionieren. Unternehmen sollten sich bereits frühzeitig an der Entwicklung und Forschung beteiligen, um das bestmögliche aus der Blockchain-Technologie herauszuholen. Ein wichtiges Signal wurde von der Bundesregierung gesetzt, die eine eigene Blockchain-Strategie angekündigt hat.

 

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