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Coronavirus und Stellenausschreibungen: Daten von Indeed

Indeed-Daten zeigen aktuellen Einfluss von Coronavirus-Pandemie auf den deutschen Arbeitsmarkt.

Der Indeed-Job-Index wird wöchentlich aktualisiert, um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf den deutschen Arbeitsmarkt topaktuell zu betrachten.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Seit Mitte März 2020 sind die Stellenausschreibungen um 12 % gefallen
  • Das Hotelgewerbe und der Tourismus sind seit Mitte März 2020 mit einem Minus von derzeit 30 % sehr stark betroffen.
  • Weniger starke Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie sind unter anderem in den Berufen der Software-Entwicklung, dem Bauwesen oder dem Bank- und Finanzwesen zu erkennen.

Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre Zahlen zur Arbeitsmarktentwicklung im März 2020 veröffentlicht. Aufgrund der angewendeten Stichtagsmethode sind die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch nicht in den Zahlen der amtlichen Statistik widergespiegelt. Daten von Indeed ermöglichen uns hingegen jetzt bereits einen aktuellen Einblick, wie sich die Coronavirus-Pandemie auf den deutschen Arbeitsmarkt auswirkt.

Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf den Arbeitsmarkt: Stellenausschreibungen auf Indeed

Arbeitsmarkt schwächelt zu Beginn des Jahres und wird dann von Coronakrise getroffen

Bereits zu Beginn des Jahres 2020 zeichnete sich eine geringe Nachfrage als im Vorjahr seitens der Unternehmen ab. Die Zahl der Stellenausschreibungen ist in 2020 im Vergleich zum Vorjahr weniger stark gewachsen und entwickelte sich ähnlich bzw. etwas unterhalb des Trends aus dem Jahr 2018 (siehe auch BA-Stellenindex). Welchen Einfluss hat nun das Coronavirus auf den deutschen Arbeitsmarkt?

Das Robert-Koch-Institut hat in der Woche vom 16. März 2020 das Risiko für die deutsche Bevölkerung als “hoch” eingestuft und die Politik hat mit entsprechenden Maßnahmen begonnen zu reagieren. Jobsuchende können weiterhin eine sehr große Zahl an Stellenausschreibungen finden. Allerdings zeichnen sich seit Mitte März 2020 die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie deutlich auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab.

Mitte März 2020 lag der Zuwachs der Stellenausschreibungen 2 % niedriger als im Vorjahr. Dann kam die Coronavirus-Krise und der Unterschied zur Vorjahresentwicklung beträgt bis zum 03. April 2020  -14 %. Vorsichtig ausgedrückt lässt sich sagen, dass 2 %-Punkte der -14 % auf die allgemein schwächere Arbeitsmarktentwicklung in 2020 zurückzuführen sind. Das verbleibende Minus von 12 %-Punkten im Vergleich zum Vorjahr dürften Auswirkungen der Coronavirus-Krise sein.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie fallen sehr unterschiedlich aus

Unternehmen sind sehr unterschiedlich stark von der Situation betroffen. Die komplette deutsche Wirtschaft und alle Unternehmen haben gemeinsam, dass eine große Unsicherheit vorherrscht. Keiner weiß, wie lange, die Ausnahmesituation noch andauern wird. Die unternehmensspezifische Betroffenheit durch die Covid-19-Pandemie ist allerdings davon abhängig, ob die Mitarbeiter*innen überhaupt noch arbeiten können oder jeweilige Betrieb geschlossen werden musste. Wenn weitergearbeitet werden kann, ist dies vielleicht nur eingeschränkt möglich und ggf. wird Kurzarbeit angemeldet. In anderen Fällen geht die Arbeit weiter, wie u.a. in Krankenhäusern und Supermärkten, oder auch in einer neuen Umgebung, nämlich von Zuhause im “Homeoffice”.

HR und Recruiting müssen sich selbst erst einmal mit der neuen Situation arrangieren, ggf. im Home-Office ankommen, sich organisieren, Kinder oder pflegebedürftige Personen betreuen und dann die Betroffenheit des Unternehmens ermitteln. Dadurch kommt es im Recruiting zu Verzögerungen, was sich auch in der Entwicklung der Stellenausschreibungen äußern kann, sodass eine recht stabile Weiterentwicklung der Zahl der Stellenausschreibungen als ein gutes Zeichen gewertet werden muss.

Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf ausgewählte Berufe

Wir haben einige Berufe ausgewählt und ihre Betroffenheit durch den Coronovirus genauer betrachtet.

Stellenausschreibungen für Berufe im Hotelgewerbe und dem Tourismus sind seit Mitte Februar sehr stark zurückgegangen, da Reiseaktivitäten komplett eingestellt wurden, um das Coronavirus einzudämmen. Auch Geschäftsreisen fallen in der Regel weg. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir für die Berufe in der Lebensmittelzubereitung und -dienstleistung. Restaurants und Cafés haben in manchen Städten bereits früh nur noch “To-Go” anbieten dürfen und seit einiger Zeit betrifft diese Regelung komplett Deutschland.

Der Einzelhandel ist in zwei Gruppen aufgeteilt. Auf der einen Seite all die Geschäfte, die schließen mussten. Auf der anderen Seite Supermärkte, Drogerien und Baumärkte, die weiterhin geöffnet haben und gerade eine sehr große Nachfrage erleben. Die nur leicht rückläufige Entwicklung der Stellenausschreibungen im Einzelhandel verdeutlicht deshalb sehr stark die Nachfrage nach zusätzlichen Mitarbeiter*innen durch die noch geöffneten Geschäfte. Außerdem sind im letzten Jahr zur selben Zeit die Stellen im Einzelhandel zurückgegangen, was die außerordentlich hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in der aktuellen Situation noch unterstreicht.

Auch die Stellenausschreibungen für Software-Entwicklung sind rückläufig. Software-Entwickler*innen sind allerdings seit langer Zeit stark nachgefragte Fachkräfte. Es ist nicht überraschend, dass sich die Tech-Recruiter erst einmal selbst im Home-Office einfinden müssen, bevor das Recruiting wieder weitergehen kann. Der Vorteil bei Software-Entwickler*innen ist natürlich, dass sie im Home-Office arbeiten können und dann die Länge der Ausnahmesituation nicht relevant ist. Gerade das Thema Digitalisierung, aber auch E-Commerce dürfte in naher Zukunft noch weiter in den Fokus rücken und die Nachfrage nach diesen Fachkräften wieder erhöhen.

Im Bauwesen sind ähnliche Entwicklungen zu beobachten. Die Stellenausschreibungen sind zwar etwas zurückgegangen, aber weit weniger als in anderen Berufen. Das liegt daran, dass in der Baubranche weiter gearbeitet werden kann, es zwar unter den Mitarbeiter*innen Krankheitsfälle geben wird, aber es derzeit keine Arbeitsbeschränkungen gibt. Im Gegenteil, gerade wird ja sogar darüber nachgedacht, etwa Straßenbauprojekt vorzuziehen, da die Autobahnen sehr leer sind.

Im Gegensatz zur Finanzkrise, wo es insbesondere die Banken- und Finanzbranche sehr hart getroffen hat, zeigt sich in der aktuellen Coronavirus-Pandemie zwar ein Rückgang bei den Stellenausschreibungen, aber in wesentlich geringerem Ausmaß als für andere Berufe.

Insgesamt zeigt sich somit, dass die Auswirkungen des Coronavirus auf den Arbeitsmarkt bereits erheblich sind, sich allerdings sehr stark zwischen den betrachteten Berufen unterscheiden. Die einmalige Datenbasis von Indeed ergänzt die amtliche Statistik. Die Arbeitsmarktanalysen von Indeed umfassen bezahlte und unbezahlte Stellenausschreibungen und können damit den Arbeitsmarkt großräumig darstellen. Deshalb werden wir den Einfluss der Coronavirus-Pandemie weiter genau beobachten und regelmäßig über die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt berichten.

Methodische Hinweise

Um die aktuellen Covid-19-Entwicklungen auf den Arbeitsmarkt zu untersuchen, vergleichen wir die Entwicklungen der Online-Stellenanzeigen auf Indeed diesen Jahres seit Anfang Februar mit den Entwicklungen des letzten Jahres im gleichen Zeitraum. Für jeden Tag wird ein gleitender Durchschnitt über 7 Tage berechnet. Dabei dient der 01. Februar als Basiswert (01. Februar = 100). Wir haben den 01. Februar als Basiswert definiert, da zu dieser Zeit das Coronavirus in Deutschland mit wenigen Ausnahmen noch nicht angekommen war. Erst in der Woche vom 24. Februar wurden die beiden Fälle in Heinsberg bekannt, sodass wir die Entwicklungen vor der Coronavirus-Pandemie mit den Entwicklungen während der Coronavirus-Pandemie vergleichen können.

Informationen, die auf öffentlich zugänglichen Daten der Indeed Deutschland Website (und ggf. anderen genannten Ländern) basieren, sind keine Vorhersagen zukünftiger Ereignisse und umfassen sowohl bezahlte als auch unbezahlte Stellenausschreibungen.

Annina Hering arbeitet als Economist im Indeed Hiring Lab und legt dabei einen Schwerpunkt auf Deutschland. Annina ist promovierte Sozialwissenschaftlerin. Vor ihrer Zeit bei Indeed war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Dort hat sie auch als Teil der International Max Planck Research School on the Social and Political Constitution of the Economy (IMPRS-SPCE) ihre Doktorarbeit abgeschlossen. Im Sommer 2018 ist ihre Dissertation „Kinder – oder nicht? Geburten in Deutschland im Spannungsfeld unsicherer Partnerschaften und prekärer Beschäftigung“ als Buch im Campus Verlag erschienen. Annina hat einen Master of Science in Soziologie und empirischer Sozialforschung von der Universität Köln sowie einen Bachelor of Arts in Politik und Gesellschaft von der Universität Bonn.

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