Karriere, was heisst das für mich?
Karriere macht man eben, am besten erklimmt man die einzelnen Stufen zielstrebig und klar. Klingt doch logisch, denn heißt es nicht, dass Aufstieg eng verknüpft ist mit dem Willen, die Karriereleiter möglichst steil hinaufzusteigen? Umgangssprachlich verbinden viele Menschen damit den erfolgreichen Aufstieg im Beruf, eine positive Entwicklung und vielfach den sozialen Aufstieg. Eine Bedeutung also, die bereits in der ursprünglichen französischen Bedeutung carrière = Laufbahn angelegt scheint. Doch mit dem gesellschaftlichen Wandel tritt das Bemühen um eine individuelle Work-Life-Balance in den Vordergrund, die den bewussten Umgang mit Arbeitsumfang, Arbeitszeiten und Arbeitsort zum wichtigen Bestandteil der Karriere macht.
So bedeutet Karriere schon lange nicht mehr „je mehr Mitarbeiter desto besser oder je höher man in der Hierarchie kommt, desto steiler die Karriere“. Etabliert hat sich längst, dass Erfolg und Anerkennung nicht nur in der klassischen Führungslaufbahn zu finden sind, sondern auch im Expertendasein, in der sogenannten Fachlaufbahn. Mitunter gelingt es Studenten mit dem Praktikum, sich im beruflichen Alltag zu erproben und so ihre Stärken, Schwächen oder ganz einfach ihre Vorlieben kennenzulernen, um sich dann bewusst für den passenden Karriereweg zu entscheiden. Zumal sich in der heutigen Wissensgesellschaft das Verständnis von Führung und Expertentum grundlegend verändert hat. Fest steht: Karriere ist für jeden anders.
Jobrotation, Job Enrichment und Job Enlargment
Bei der Jobrotation wechseln die Mitarbeiter regelmäßig – oder zeitlich begrenzt – auf eine andere Position oder in eine andere Funktion. Dabei kann es sich um ein Rotationsprinzip handeln, ähnlich wie im Trainee-Programm, bei dem ein Mitarbeiter mehrere Stationen durchläuft. Oder um eine Projektarbeit, die den Mitarbeitern für einen zeitlich genau abgesteckten Zeitraum – sei es eine Woche, ein Monat oder ein Jahr – andere Aufgaben zuteilt. Oder um einen Rollentausch, bei dem die Mitarbeiter ihre Aufgaben wechselseitig vom jeweils anderen übernehmen.
Zusätzlich zur Jobrotation zählen zur Vergrößerung des Arbeitsfeldes auch das Job Enlargement sowie das Job Enrichment. Beim Enlargement handelt es sich um eine Erweiterung der Aufgaben auf dem gleichen Anforderungsniveau. Beim Enrichment hingegen verändert sich auch die Qualität der Aufgaben, beispielsweise erhält ein Mitarbeiter größere Verantwortungsbereiche. Quelle: https://karrierebibel.de/jobrotation/
Willkommen in der VUKA-Welt
Herausforderungen für die Lebensmittelwirtschaft
In dieser sich rasant verändernden Umwelt ist die Hauptaufgabe der Unternehmen in der Lebensmittelbranche, dass die Lebensmittel immer sicherer, haltbarer und innovativer werden. Fortschreitende Digitalisierung, Trends wie Convenience 3.0, New Flavoring, De-Processing (der Wunsch der Verbraucher nach natürlichen Herstellungsverfahren und Lebensmitteln) und steigender Wettbewerb (Vgl. Food Report 2017 und 2018, Hanni Rützler, Wolfgang Reiter)stellen immer wieder neue Anforderungen an die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Die Kundenbedürfnisse verändern sich, sie werden individueller und anspruchsvoller hinsichtlich Qualität oder Preis. Neben gesellschaftlichen Trends spielt die demographische Entwicklung eine große Rolle. Die Menschen werden älter, parallel steigt der Anteil der Singles. Aus Geburtenrate, Lebenserwartung und Zuwanderung prognostiziert das Statistische Bundesamt ab 2020 eine drastische Abnahme der Erwerbstätigen in Deutschland. Ab 2060 soll etwa jede dritte Person 65 Jahre oder älter sein. Produkte in kleineren Verpackungseinheiten, mit mehr Gemüse oder Convenience werden schon heute bevorzugt. Durch die Fitness- und Gesundheitswelle stehen Proteinnahrung und vegane Ernährung ganz oben.
Wie bestehen Unternehmen in der VUKA-Welt?
Diese sich schnell verändernden Rahmenbedingungen haben einen enormen Einfluss auf die Unternehmen mit ihren Menschen und damit auf die Arbeitswelt und deren Möglichkeiten, Karriere zu gestalten. So gibt es beispielsweise bei einem der größten internationalen Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie mit weltweit ca. 17.000 Mitarbeitern nur noch vier Führungsebenen unter dem Vorstand. Die Qualität der Produkte ist das A und O, innovative und komplexe Lösungen werden in Projektarbeit von Experten entwickelt, um somit individuelle Kundenlösungen schnell bereitzustellen.
Eine flachere Organisationsstruktur mit nur zwei Stufen zwischen sich und dem CEO (Produktmanager –> Business-Unit Leiter –> Board) findet sich bei einem weltweit führenden Hersteller, Vermarkter und Anbieter Technologie-basierter natürlicher Ingredients für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Für die 6.500 Mitarbeiter des Unternehmens erfolgt „Aufstieg“ vertikal durch Jobrotation und Job Enrichment. Der einzelne Mitarbeiter erhält deutlich mehr Freiräume, selbst Berufseinsteiger nehmen auf diese Weise früher und schneller Verantwortung wahr. Karriere bedeutet spürbare – weil unmittelbare – Einflussnahme im Unternehmen.
Abschied von klassischen Karrierewegen?
Das Führungsverständnis ist im Wandel. Führung unter Unsicherheit bestand schon immer, da es um Menschen geht, deren Verhalten nicht vorhersehbar ist. Hinzu kommt die VUKA-Umwelt, denen Führungskräfte ausgesetzt sind. Es gilt Mitarbeiter zu fördern und sie zu motivieren.
Die fortschreitende Digitalisierung führt zu Veränderungen innerhalb und außerhalb des Unternehmens. Nur die Unternehmen, die sich diesen Veränderungen schnell anpassen, werden überleben. In hoch modernen Unternehmen wird Führung nicht mehr an eine Person gekoppelt, sondern als „agile Rolle“ verstanden. Die Führungskraft stellt Teams zusammen, leitet und entwickelt diese. Sie wird zum Teamentwickler und Kümmerer der Teammitglieder, hier wird nicht miteinander, sondern füreinander gearbeitet, das Gruppenergebnis zählt.
Parallel verändern Unternehmen ihre Organisationsstruktur und bauen Hierarchien ab, um Entscheidungen schneller herbeizuführen und damit schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Es drängen junge Unternehmen mit neuen Geschäftsmodellen und Netzwerken auf den Markt in der Nahrungsmittelindustrie. Sie alle suchen zunehmend Experten mit Spezialwissen. Trotz zunehmender Digitalisierung kommt es mehr und mehr auf den einzelnen Menschen und seine Fähigkeiten, den neuen Herausforderungen zu begegnen, an. Der Mensch an sich, sein Tun und seine Handlungsfähigkeit erhalten eine höhere Bedeutung.
Karriere – worauf es ankommt
Das Arbeitsleben ist zu lang, um sich zu quälen. Das Wichtigste ist die Freude an der Arbeit, ihre angemessene Entlohnung und dass sie sinnstiftend ist. Kommunikationsberater, wie Christian Müller, haben eine weitaus ganzheitlichere Sicht und sprechen bereits vom Konzept der Lebenskarriere: „Die Lebenskarriere fokussiert sich im Gegensatz zum klassischen Karrierebegriff nicht nur auf den Beruf oder die Erwerbsarbeit. Zur Lebenskarriere gehören alle Bereiche deines Lebens, dein Beruf und Job genau so wie deine Familie, Freunde, Hobbys, Interessen und mehr (https://medium.com/lebenskarriere/lebenskarriere-du-bist-mehr-als-dein-beruf-58bcc2348194).“
Was heißt nun Karriere für mich? Eine Frage, die nur jeder für sich selbst beantworten kann. Fest steht, wer in seiner beruflichen Laufbahn Veränderungen gegenüber offen ist, kann Chancen ergreifen und wird sich persönlich weiterentwickeln.