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Automobilbranche: Jeder Zweite macht einen Bogen um Start-ups

Achim Berg, BITKOM
  • Aber: 3 von 10 Unternehmen entwickeln gemeinsam mit Start-ups neue Produkte
  • Jeder Dritte beklagt, dass es zu wenig Gründungen im Automobil-Bereich gibt
  • „Start-up-Report 2017“ des Bitkom gibt Überblick über die deutsche Start-up-Szene

Fahrassistenzsysteme, Elektromobilität oder autonome Fahrzeuge: In kaum einer Branche prägen digitale Innovationen bereits heute so stark den Markt und werden für so gravierende Veränderungen in der Zukunft sorgen wie in der Automobilbranche. Dennoch macht derzeit mehr als jeder zweite Automobilhersteller bzw. -zulieferer (56 Prozent) einen Bogen um Start-ups und arbeitet nicht mit ihnen zusammen. Nur 3 von 10 Unternehmen (29 Prozent) entwickeln zusammen mit Start-ups neue Produkte oder Dienstleistungen, 15 Prozent unterstützen Start-ups, etwa durch Förderprogramme. Gerade einmal 7 Prozent beziehen Produkte oder Dienstleistungen von Start-ups und nur 2 Prozent haben in Start-ups investiert.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter Vorstandsmitgliedern und Geschäftsführern von Unternehmen der Automobilindustrie mit 20 oder mehr Mitarbeitern. „Für die Automobilindustrie gilt wie für wohl kaum eine andere Branche: Digital first. Wer bei der Digitalisierung auf der Überholspur sein will, der muss mit innovativen, technologiegetriebenen Start-ups zusammenarbeiten“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Automobilbranche ist von herausragender Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Ziel muss sein, dass sie bei disruptiven Technologien eine weltweite Spitzenposition erobert und Motor der digitalen Wirtschaft wird.“

Vor allem kleineren Unternehmen fehlt es aktuell an Kontakt zu Start-ups. Unter den Unternehmen der Automobilbranche mit 20 bis 99 Mitarbeitern arbeiten 62 Prozent nicht mit Start-ups zusammen, bei jenen ab 100 Mitarbeitern sind es 49 Prozent Gleichzeitig sagt jedes dritte Automobilunternehmen (34 Prozent), die Innovationsfähigkeit der gesamten Branche werde gehemmt, weil es in Deutschland zu wenige Automotive Start-ups gibt. Anfang des Jahres ist auch aus diesem Grund in München der Digital Hub Mobility an den Start gegangen. Im Rahmen einer bundesweiten Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums arbeiten dort Automobilhersteller, Mittelständler, Start-ups und Wissenschaftler gemeinsam an der vernetzten Mobilität der Zukunft und entwickeln neue Lösungen. Das Auto wird sich in den kommenden Jahren völlig verändern und mit ihm unser gesamtes Verständnis von Mobilität. Die Zukunft ist digital und vernetzt. Wer diese Erkenntnis jetzt umsetzt, wird sich einen klaren Wettbewerbsvorteil sichern.“

Die Bedeutung von Start-ups für die deutsche Wirtschaft und die Einstellung der Gründer hat Bitkom in seinem „Start-up Report 2017“ zusammengefasst, für den mehr als 250 Start-up-Gründer in Deutschland befragt wurden. Zentrale Ergebnisse sind unter anderem:

■   Zwei Drittel der Start-ups (64 Prozent) haben 2016 neue Arbeitsplätze geschaffen, im laufenden Jahr wollen drei Viertel (77 Prozent) zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
■   Im Schnitt beschäftigt jedes Start-up in Deutschland aktuell 18 Mitarbeiter. Vor einem Jahr waren es erst 15 Mitarbeiter.
■   7 von 10 Start-ups (70 Prozent) benötigen für die kommenden zwei Jahre frisches Kapital, im Schnitt benötigen diese Start-ups 2,5 Millionen Euro. Eine große Mehrheit (85 Prozent) ist aber zuversichtlich, das Kapital einsammeln zu können.
■   Mehr als die Hälfte der Gründer (54 Prozent) sagt, dass sich die Situation für das eigene Start-up in den vergangenen zwei Jahren verbessert hat, nur 5 Prozent sehen eine Verschlechterung.
■   Rund 9 von 10 Start-ups (88 Prozent) sind mit ihrem Standort zufrieden.
■   95 Prozent der Gründer sagen, sie würden mit ihren aktuellen Erfahrungen erneut ein Start-up gründen. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Gründer würden ihr Start-up wieder in Deutschland gründen.

Alle Ergebnisse finden sich im „Start-up-Report 2017“ des Bitkom, der kostenlos zum Download bereit steht: https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Bitkom-Start-up-Report-2017.html

Weitere Ergebnisse der Befragung der Automobilhersteller hat Bitkom zum Start der IAA vorgestellt, die Ergebnisse sind hier zum Download verfügbar: https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Automobilindustrie-braucht-mehr-digitalen-Schub.html

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative Befragung, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 177 Unternehmen der Automobilbranche befragt. Die Fragestellungen lauteten: „Wir würden Sie das Verhältnis Ihres Unternehmens zu Start-ups der Internet- und Digitalbranche beschreiben?“ und „Welche Hemmnisse stehen Ihrer Meinung nach Innovationen in der Automobilbranche in Deutschland entgegen?“. Grundlage der Start-up-Angaben ist eine Umfrage unter 252 Gründer von IT- und Internet-Start-ups in Deutschland.

 

Bitkom vertritt mehr als 2.500 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon gut 1.700 Direktmitglieder. Sie erzielen allein mit IT- und Telekommunikationsleistungen jährlich Umsätze von 190 Milliarden Euro, darunter Exporte in Höhe von 50 Milliarden Euro. Die Bitkom-Mitglieder beschäftigen in Deutschland mehr als 2 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 400 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Geräte und Bauteile her, sind im Bereich der digitalen Medien tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 80 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, jeweils 8 Prozent kommen aus Europa und den USA, 4 Prozent aus anderen Regionen. Bitkom fördert und treibt die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft und setzt sich für eine breite gesellschaftliche Teilhabe an den digitalen Entwicklungen ein. Ziel ist es, Deutschland zu einem weltweit führenden Digitalstandort zu machen.

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