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Personalmarketing funktioniert nicht…

…war der (zugegebenermaßen) reißerische Titel eines Vortrags, den ich auf der TalentPro hielt. Allein das Bewusstsein, dass ein reißerischer Titel in der Zielgruppe funktioniert, zeigt meine grundlegende Überzeugung, dass Marketing an sich funktioniert – wenn auch nicht als Stand-Alone-Lösung.

Mir ging es darum, einmal mit dem Finger auf die Recruitingindustrie zu zeigen, die sich aus meiner Sicht zu häufig mit sich selbst beschäftigt. Echte News, Konzepte und vor allem Praxisbezug fehlen mir zunehmend und ein Hashtag allein reicht ja auch noch nicht wirklich, um modern rekrutieren zu können.

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Mark Brenner

Heute macht man es wie Mars früher. Damals machte Mars mobil – bei Arbeit, Sport und Spiel. Nun wird das Recruiting ebenfalls mobil. Letztendlich ist aber „mobile“ auch nur wieder ein neuer Kanal. Anfang der 2000er Jahre, als ich noch mit einer Monster Visitenkarte herumlief, hatten wir auch nichts komplett Neues zu bieten. Ausschreiben und hoffen, post & pray. Heute lernt man in Active Sourcing Seminaren, wie man potenzielle Kandidaten identifiziert und anschreibt… post & pray.

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Vortrag auf dem Monster Symposium ein, in dem es um die heutige und zukünftige Rolle des Recruiters ging. Erschrocken musste ich feststellen, dass diese die Bedeutung von (persönlicher) Kommunikation (u. a. im Interview) nur noch als mittelmäßig relevant einstufen.

Ist der Recruiter der Zukunft in der Eigenwahrnehmung also noch nur ein Erfüllungsgehilfe im Kanal-Multiversum? Das kann es nicht sein. Gerade im digitalen Zeitalter wird der Mensch in Zukunft wieder das Zünglein an der Waage sein müssen und auch sein. Recruiting ist wie Schleppnetzfischerei. Das größte Netz (im Sinne der Nutzung möglichst vieler Kanäle und Tools) bringt überhaupt nichts, wenn es nicht engmaschig genug ist. Für diese Engmaschigkeit kann nur der Mensch stehen, der begeistert und begeisternd, zeitnah und verbindlich Menschen für das eigene Unternehmen gewinnt. Heute neu verpackt und als „candidate experience“ bezeichnet – aber auch vor 20 Jahren bereits der Standard bei erfolgreichen Unternehmen.

Oder noch viel plastischer: Sie können sich auf noch so vielen Partnerportalen anmelden, manchmal ist es am Ende einfach nur die Frisur, die geändert werden müsste. Nach Konfuzius stürzen Menschen über Maulwurfshügel, nicht über Berge. Was sind diese Maulwurfshügel, über die auch Recruiter stürzen? Eine nicht abschließende Liste präsentierte ich auf der TalentPro:

  • Der Recruiter, der gar nicht „active sourcen“ will (ja, die gibt es)
  • Der Geschäftsführer, der über den „war for talents“ gelesen hat, aber weiterhin der Meinung ist, dass sich seine Mitarbeiter für die Gelegenheit der Mitarbeit dankbar zeigen sollten
  • Die Abteilungsleiterin, die kein Argument dafür hat, warum jemand in ihrer Abteilung, bzw. in ihrem Unternehmen arbeiten sollte
  • Die Personalreferentin, die nach wie vor zum „Vorstellungsgespräch“ einlädt und dann ein Gespräch führt, welches nicht durch Augenhöhe gekennzeichnet ist
  • Die gleiche Referentin, die nicht an das Telefon geht (und auch nicht zurückruft) wenn ein Kandidat die in der Stellenanzeige angegebene Telefonnummer anruft
  • Das Recruiting-Team, das überhaupt keine monetären Anreize für Einstellungen bekommt (ja, das gibt es auch, sogar sehr häufig)

Im Recruiting sollten wir die Sinne schärfen und nicht auf jedes neue Buzzword hereinfallen, das in Mode kommt. Vertriebler wissen: „Menschen kaufen von Menschen“. Im Recruiting heißt es „Menschen entscheiden sich für Menschen“. Betreiben Sie weiterhin ihr „Employer Branding“ – aber ergänzen Sie es um „Employer Selling“. Damit eliminieren Sie den Faktor Hoffnung und sind in der Lage, Herr über die eigenen Resultate zu werden.

Autor:

Mark Brenner
BRENNER-TEKATH Personalberatung GmbH & Co. KG
HR und Rec2Rec Headhunting
www.brenner-tekath.de

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