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Digitalisierung: Der Hype-Express fährt im Kreis

Gerhard Kenk, Publisher, Crosswater Job Guide

Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide.

Pünktlich zum Jahreswechsel ist wieder eine schöne Gelegenheit gekommen, um über die Aufreger-Themen wie Digitalisierung, Industrie 4.0, Blockchain, Roboter oder Arbeitsplatzverlust zu schwadronieren. Man ist es ja gewöhnt. Für das kommende Jahr 2018 werden düstere Prognosen propagiert – Hauptsache die Einschaltquoten – pardon – die Clicks gehen durch die Decke. Der FOCUS stellt sich als Sprachrohr der Hype-Protagonisten zur Verfügung und publiziert ein buntes Panoptikum der Angst:  So geht es ab 2018 weiter: Fatale Wirtschaftsprognose für Deutschland: „Wir werden fast alle arbeitslos!“

Schon im Aufmacher der Story werden Allgemeinplätze wie „Wir stecken mitten in der Industrie 4.0 und der Digitalisierung“ erwähnt, weiter geht es mit einer Vermischung von Thesen und Argumenten, denen irgendwie der rote Faden zu fehlen scheint.

So schreibt FOCUS: „Bereits heute ist in unserer globalisierten Welt Humankapital (Arbeitskräfte) im Überfluss vorhanden. Es herrscht global ein massives Überangebot, insbesondere an ungelernten, niedrig- und mittelqualifizierten Arbeitskräften“, aber mit keinem Wort wird darauf hingewiesen, dass es IT-Experten in großer Zahl benötigt, um die Transformation der Digitalisierung voranzutreiben (Siehe auch Crosswater-Bericht: Die Fata Morgana der Digitalisierung).

„Wir werden fast alle arbeitslos“ ist eine weitere These der Autoren, die jedoch geschickt verschweigen, dass in Deutschland ein Fachkräftemangel herrscht und laut IAB die Arbeitslosenrate auf historisch niedrigem Niveau ist.

Weiter geht es mit Thesen über die Unattraktivität deutscher Unternehmen und weil diese von Google, Apple, Amazon und Co locker übernommen werden könnten. Diesen Gefallen machen die Silicon-Valley Giganten jedoch nicht, denn deutsche Unternehmen sind „Old economy“. Eine wirklich substantielle Begründung.

Wir alle müssen neu denken, steigende Altersarmut, Probleme der Niedrigzinspolitik der EZB, steigende Krankenkassengebühren – all diese höchst komplexen Themen werden nur angedeutet und vermengt mit der Wirtschaftsprognose für Deutschland: „Wir werden fast alle arbeitslos“.

Sogar die Politiker bekommen ihr Fett weg. FOCUS fordert „die Abschaffung des Berufpolitikertums und für  Politiker und Parteien, die nicht in Schubladen denken und ihren jeweiligen Ideologien verhaftet sind. Sondern die im Sinne der Menschen und des Landes agieren und den Puls der Zeit erkennen“.

Nun Ja. Das Schöne an solchen Hype-Berichten ist die kurze Darstellung der Probleme, die alle irgendwie miteinander vermengt werden, so dass jedes Segment der Bevölkerung sich irgendwo wieder findet. Ein Aufreger wird publiziert, die Komplexität der Abhängigkeiten und Voraussetzungen lassen sich halt nicht in einem kurzen Artikel darstellen.

FOCUS-Redakteure und Autoren haben vor dem tl;dr-Syndrom (too long; did’nt read) kapituliert. Hauptsache der Hype-Express rollt.

Zum Nachlesen:

Fatale Wirtschaftsprognose für Deutschland: „Wir werden fast alle arbeitslos!“

Autoren-Webseite von Marc Friedrich und Matthias Weik

IAB-Arbeitsmarktbarometer: Mit Schwung ins neue Jahr

Die Fata Morgana der Digitalisierung

 

 

 

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