Hör mal, wer da twittert…Wie Sie durch “Do it yourself”-Workshops Ihr Arbeitgeberimage gefährden
Ein Gastbeitrag von Nina Kalmeyer, newcruiting
Fast fühlt man sich ein wenig an Tim Taylor, den legendären Heimwerker-König aus der amerikanischen Sitcom “Home Improvement” (“Hör mal, wer da hämmert”), erinnert. Der ambitionierte Heimwerker hämmert, bohrt, schweißt und schraubt drauf los, ohne sich vorher Gedanken über die Auswirkungen zu machen oder gar eine Strategie vorzubereiten. Und meist geht dabei etwas daneben. Das Loch in der Wand wird doppelt so groß wie gewünscht, der getunte Rasenmäher macht vor dem Blumenbeet nicht halt oder ein Kurzschluss fackelt das halbe Haus ab.
In den letzten Wochen und Monaten tauchen immer häufiger Artikel und Seminare zu den Themen “Social Media Recruiting”, “Social Media und Employer Branding” oder gar so genannte “Do it yourself”-Seminare auf, in denen Personaler ganz schnell und einfach mit der hohen Kunst des Bloggens, Twitterns und anderen Social Media-Tools vertraut gemacht werden sollen. Ein ein- oder zweitägiges Seminar, ein kompakter Ratgeber und schon kann jeder loslegen. “Social Media” sind ja die “Mitmachmedien”. Jeder kann, wenn er nur will.
Denn das Rennen um die “Besten” ist schnell verloren, wenn man sich nicht umgehend auf Facebook, Twitter, YouTube und im Studi-VZ präsentiert oder wenigstens ein Arbeitgebervideo ins Netz stellt, das, weil “do it yourself” mit der Videokamera aus dem Supermarkt gedreht, eben auch authentisch wirkt. Wer jetzt nicht ausprobiert, dem droht, den Anschluss endgültig zu verpassen!
Aber genau wie Tim Taylor seine schmerzhaften Erfahrungen mit Hammer und Bohrmaschine macht, weil er sich nicht ausreichend vorbereitet, geht es auch vielen Personalern, die sich ausgerüstet mit einem Handbuch “10 Tipps für erfolgreiches Social Media Recruiting” und nach einem Ein-Tages-Seminar ins Abenteuer stürzen.
Im besten Fall passiert einfach gar nichts, wenn die Facebook-Gruppe außer zwei Praktikanten und dem Trainee aus der Personalabteilung keine Mitglieder hat, wenn nur die Menschen aus der Marketing- Abteilung des Wettbewerbers den eigenen Tweets folgen.
Im schlimmsten Fall fragen plötzlich das Management und der Controller nach dem ROI der ganzen Aktion, während man eigentlich das Budget aufstocken sollte, denn so einfach, schnell und kostengünstig ist Social Media dann doch auch wieder nicht. Das Investor Relations-Team beschwert sich über “nicht abgestimmte Inhalte” oder, noch schlimmer, auf ihrer Facebook-Fanpage tobt statt den gezückten “gefällt mir“-Daumen der Webmob mit offener Kritik und Ihre “Fan’s” bombardieren Sie mit Anfragen, die Sie nicht beantworten können oder wollen.
Was ist passiert – oder was ist eben gerade nicht passiert?
Die Teilnahme an bzw. der Aufbau von Communities und sozialen Netzwerken braucht eine generalstabsmäßige Vorbereitung und klare Zielsetzungen und meistens auch kompetente Strategieberatung. Denn jedes Unternehmen verfolgt individuelle Ziele:
Welche Zielgruppen will ich ansprechen?
By the way – nicht nur die viel beschworenen “Digital Natives” tummeln sich im Web!
Welche Inhalte sprechen diese Zielgruppen an, und wo und von wem werden diese Inhalte diskutiert?
Dies muss weder unmittelbar mit dem beruflichen Umfeld noch direkt mit ihrem Unternehmen zu tun haben. Deshalb mit offenen Augen und Ohren im Vorfeld recherchieren oder recherchieren lassen – und zuhören!
Welche Social Media-Tools nutzen diese Zielgruppen überhaupt?
Hier ist es sinnvoll, sich im Rahmen eines Workshops oder Seminars einen generellen Überblick über Social Media zu verschaffen, denn viele der wirklich interessanten Communities bewegen sich weder auf Twitter, noch auf Facebook oder Youtube.
Was möchten Sie überhaupt kommunizieren?
Die Stellenangebote von der eigenen Website über Twitter zu verbreiten ist ein Anfang, aber mehr auch nicht. Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken über mögliche Inhalte für Ihre Netzwerke. Denn nur spannende Themen schaffen Aufmerksamkeit, und wenn nur alle acht Wochen ein neuer Artikel in Ihrem Blog steht, gehen die Besucherzahlen sehr schnell nach unten.
Content is King – aber Networking ist die Königin.
Will sagen: Wer liefert Ihnen diese Inhalte tagesaktuell? Sie sind als Personaler nicht der Experte für alle Themen Ihres Unternehmens und ihr Praktikant ist es auch nicht. Haben Sie Personen im Unternehmen, die Sie in Netzwerken etablieren, die Ihren interessanten Content an die richtigen Interessierten und auch für Sie interessanten Personen weiter verbreiten und auch entsprechend zeitnah Fragen beantworten bzw. kommentieren können?
Wie wollen Sie mit Kritik umgehen?
Aussitzen bzw. totschweigen kommt in dieser Umgebung ganz schlecht an.
Und last but not least:
Ist ihr Unternehmen bereit, in eine völlig andere Art der Kommunikation einzutauchen, wo Sie ihre Botschaften nicht mehr einfach steuern können, sondern nur ein Teil von interaktiv kommunizierenden Communities sind?
Ist ihr Unternehmen dazu bereit, dass Mitarbeiter aktiv als Botschafter in diesen Communities agieren? Haben Sie die Voraussetzungen, sowohl technisch und juristisch, als auch inhaltlich, dafür geschaffen?
Erst wenn Sie all diese Vorbereitungen getroffen haben, sollten Sie nach außen aktiv werden – die ersten Erfahrungen haben Sie ja jetzt bereits gesammelt. Verlassen wir uns also doch besser auf einen anderen Baumarkt-Werbespruch: “Wenn´s gut werden muss” – muss auch die Planung stimmen.
newcruiting – Über uns:
Wir nennen uns weder Social Media Experten noch Social Media Berater. Unsere Expertise beruht nicht nur auf Studien oder einem ‚Hype‘ sondern auf jahrelanger praktischer und gelebter Erfahrung in den Bereichen: HR, IT, Kommunikation und auch Social Media. Soziale Zusammenhänge und deren Ausprägungen – technisch und inhaltlich – im Internet zu erkennen und in nachhaltige Recruiting Strategien zu implementieren ist unser spezielles Know How.
Verwandte Themen, wie Aufbau und Implemetierung von Social Media Competence und Social Behaviour in Unternehmen, Synergien zwischen Social Recruiting und e-Recruiting sowie Webreputation im Employer Branding runden unser Portfolio ab. Mit newcruiting, wie der Name es sagt, bieten wir Ihnen neue Beratungsansätze, wie sich Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels und Demografiewandels erfolgreich als attraktiver Arbeitgeber positionieren können. Den Zusatz ‚HR Trend Scouts‘ haben wir gewählt, weil wir weltweit HR Trends verfolgen und unseren Beratungsansatz ständig weiterentwickeln. In unserem Blog newcruiting.de schreiben wir und Gastautoren regelmäßig über aktuelle Themen rund um neue Recruiting Ansätze.
Nina Kalmeyer M.A.
Studium Politikwissenschaften/Wirtschaftswissenschaften und Germanistik an den Universitäten Tübingen und Stuttgart. Abschluss in beiden Fächern als Magistra Artium (M.A.). Während und nach dem Studium verschiedene freiberufliche Tätigkeiten in Werbe-und Messe- & Kongressagenturen in Europa. Weitere Stationen als Knowledgemanager (Ernst & Young International, Stuttgart & Cleveland, USA), als Projekt Manager (Lotus Development GmbH (IBM), München), Business Development Executive Central Europe (IBM, NL Stuttgart & IBM Headquarter Europe). Strategische Unternehmensberaterin;Schwerpunkt Social Media; Web 2.0 (Kopenhagen). sowie als Country Manager Central Europe (MrTed AG, Köln).
Lars Grigo
Jahrgang 1975, Marketing-Kommunikationswirt (DAMK). Stationen unter anderem bei der Commerz NetBusiness AG, PricewaterhouseCoopers, IBM und der itelligence AG, sowie bei StepStone Solutions und als Unternehmensberater (unter anderem für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, MrTed AG und verschiedene Startups). Zu seinen Erfolgen zählt er den Aufbau einer aktiven Gruppe mit mehr als 450 Mitgliedern zum Thema „Talent Management“ im Business-Netzwerk XING, die inzwischen von StepStone Solutions weitergeführt wird. Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gestaltete er außerdem erfolgreich den Online-Wahlkampf mehrerer Bundestags- und Landtagskandidaten im Web 2.0.
Kontakt:
newcruiting UG (haftungsbeschränkt)
Geschäftsführer: Nina Kalmeyer, Lars Grigo
Leidlingsweg 20 | 40880 Ratingen
Telefon: 0151/404 26 401
kalmeyer@newcruiting.de
http://www.newcruiting.de
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Social Media Network ist die neue Form von Vermarktung bei Unternehmen. Dies ist ein toller Bericht, denn man muss seinen Auftritt bei Facebook, Twitter, Myspace etc. sorgfältig planen um die richtigen Zielgruppen anzusprechen und um sein Unternehmen perfekt zu präsentieren.