Stepstone vor dem Börsengang?
Von Gerhard Kenk, Crosswater Job Guide.
Das Handelsblatt berichtet über Pläne des Axel-Springer-Verlags, den Kern seines Geschäftsbereich „Digital Classified“ mit den Großbanken Citigroup und JP Morgan an die Börse zu bringen. Die üblichen „Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind“ werden von Bloomberg News zitiert, um aus den Gerüchten eine Story zu machen. Natürlich liebt die Börse solche Gerüchte und reagierte entsprechend. Eine Kurssteigerung der Axel-Springer-Aktie im MDax um 2,8 Prozent war kurzfristig die Folge, aber es blieb letztlich ein Strohfeuer.
An der Börse hat dieses Gerücht bei dem Kursverlauf der Axel-Springer-Aktie im MDax keine nennenswerte Spuren hinterlassen – im Gegenteil, wie das Chart mit einigen Benchmark-Werten (die natürlich nicht 1:1 mit Axel-Springer-Verlag so ohne weiteres verglichen werden können) zeigt.
Normalerweise ist der Autor dieser Zeilen ziemlich zurückhaltend, wenn es um die Diskussion und Weiterverbreitung von Gerüchten geht. Das war so bei den endlosen Diskussionen um den unmittelbar nahestehenden Verkauf von Monster in den USA oder um die Übernahme-Gerüchte von Xing, LinkedIn & Co. Ob man bei den aktuellen Gerüchten um den Stepstone-Börsengang ganz Ohr sein muß, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle lohnt es sich, Hintergrundinformationen zu sichten und die weitere Entwicklung der Medienbranche zu verfolgen.
Medienunternehmen: Handelsblatt-Rangliste der 500 größten börsennotierten Unternehmen in Europa (2010)
Ein Blick auf die Handelsblatt-Liste der 500 größten börsennotierten Unternehmen in Europa (die Zahlen stammen aus dem Geschäftsjahr 2010 und sind demzufolge nicht mehr ganz aktuell) zeigt auf, dass der Axel-Springer-Verlag im grossen Teich der Medienunternehmen in Europa (noch) ein kleiner Frosch ist.
58. Vivendi Universal
162. WFP Group
208. Lagardère
221. British Sky Broadcasting
226. Reed Elsevier
240. Pearson
268. RTL Group
275. Publicis
321. Mediaset
359. Wolters Kluwer
407. ProSieben Sat1
419. Axel Springer
431. Sanona
447. Prisa
455. TF1
487. ITV
492. Yell
Übernahmen sind das tägliche Brot
In der Vergangenheit hat der Axel-Springer-Verlag bei der Übernahme von StepStone bewiesen, dass er mit gutem Gespür und langem Atem eine Übernahme-Strategie umsetzen kann. Die Konzentration auf den Markt der „Digital Classifieds“ ist schon seit geraumer Zeit eine der Kern-Elemente der Strategie. Dies zeigen die Übernahmen der jüngsten Vergangenheit auf, die auf unterschiedliche Marktsegmente entfallen, so u.a.:
- Zanox (Performance Marketing)
- Idealo (Preisvergleich)
- Aufeminin.com (Mode, Beauty, Livestyle)
- KaufDA (Verbraucherinformationen)
- Finanzen.net (Finanzportal)
- Autohaus24.de (Automobile)
- Seloger (Immobilien)
- Immonet (Immobilien)
- Immoweb (Immobilien)
- Stepstone (Jobbörse für Fach- und Führungskräfte, Marktführer in Deutschland, Belgien)
- Totaljobs (größtes Online-Recruiting-Portal Großbritannien)
- Saongroup (vertreten in 16 Ländern, Marktführer in Irland, Nordirland, Südafrika)
- YourCareerGroup (Hotelcareer – führendes Nischenportal Hotel- und Gaststättengewerbe)
- Meinestadt.de (Lokal mit Branchenbuch, Stellenmarkt)
Die Rubrikenmärkte hat Axel-Springer in einer Beteiligungsgesellschaft („Classified Ads) zusammen mit dem Private-Equite-Investor General Atlantic, die einen Anteil von 30% halten, zusammengefasst.
Umsatz nahezu verdoppelt
Ein Blick auf die Quartalsumsatzzahlen macht deutlich, weshalb der Axel-Springer-Verlag das Digitale Anzeigengeschäft strategisch forciert und das klassische Zeitungsgeschäft durch den Verkauf von wichtigen Regionalzeitungen an die Funke Mediengruppe reduziert.
Noch ist es zu früh, aus den Börsengerüchten etwaige Schlussfolgerungen zu ziehen, ob und inwieseit sich dies – falls realisiert – auf das Online-Jobbörsen-Geschäft auswirkt. Offensichtlich ist es, dass die Muttergesellschaft Axel Springer Verlag ein hohes Tempo vorlegt, wenn es um die Umsetzung der Strategie des Digitalen Anzeigengeschäfts geht. Die Beteiligung des Private-Equity-Geschäfts General Atlantic bringt einerseits beträchtliches Know-How bei der Kapitalbeschaffung mit sich, führt jedoch auch zu einer stringenten Gewinnerzielungsverpflichtung des jeweiligen Managements – worauf der Geschäftsführer eines Wettbewerbers im vertraulichen Gespräch gelegentlich hinweist.
Wer-weiss-was?
Was passiert, wenn der Axel-Springer-Verlag die einzelnen Bauklötzchen wie beim Lego-Spiel zu einem harmonischen integrierten Gebilde zusammenfügt? Dann geht es nicht mehr nur um die vertikalen Rubrikenmärkte (Totaljobs, Stepstone, Hotelcareer, Meinestadt.de), sondern um die Monetarisierung wichtiger Konsumentenmärkte (Immobilien, Jobs, Auto, Finanzen, Livestyle), eine Idee, an der sich schon die Scout24-Gruppe versucht hat. Allerdings könnte der Axel-Springer-Verlag mit seinem Werkzeugkasten aus dem Internet-Maschinenraum (Stichwort Performance-Marketing, Targeting, Pay-per-Click), den Internet-basierten Konsumentenmarkt mit modernen Techniken der zielgruppenorientierten Werbeeinblendungen beeinflussen.