Jobbörsen Nachrichten

CareerBuilder Deutschland: Die Karten werden neu gemischt

Felix Roth, CareerBuilder Deutschland
Felix Roth, CareerBuilder Deutschland

[ghk] Als die Nachricht vom Ausscheiden des CareerBuilder Deutschland-Geschäftsführers, Severin Wilson, zum 31.3.2009 in der Recruiting-Szene die Runde machte, waren sich oberflächliche Beobachter gleich klar: Wieder einmal hat eine ausländische Jobbörse versucht, in Deutschland Fuß zu fassen, wieder einmal war das Scheitern vorprogrammiert, und wieder einmal musste ein ausländischer Jobbörsen-Betreiber in Deutschland Stellenabbau praktizieren.

Nach dem Abbruch der Markteinführung von Totaljobs in Deutschland sollte es also keine so große Überraschung sein, daß auch CareerBuilder dem schwierigen Umfeld, der Wirtschaftskrise und dem Manko des Nachzüglers auf dem deutschen Jobbörsen-Markts erliegen würde. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die Situation in der Frankfurter Deutschland-Dependance etwas anders.

Man kann nicht unbedingt behaupten, dass der Marktauftritt von CareerBuilder in Deutschland im Jahre 2006 eine überwältigende Erfolgsstory war. Schon oft hat sich gezeigt, dass das bloße Kopieren eines Jobportals und die Übernahme eines erfolgreichen Geschäftsmodells aus den USA keine Erfolgsgarantie ist. Dem ersten Launch von CareerBuilder Deutschland konnte man es auf Schritt und Tritt anmerken, dass vieles mit der heißen Nadel gestrickt war: eine nahezu 1:1-Übersetzung der US-Webseite, eine Notlösung bei dem Internet-Domain-Namen, plain-vanilla Textanzeigen, die zudem noch von anderen Jobbörsen kopiert wurden – fast alles passte eigentlich nicht richtig zusammen.

Severin Wilson erklärt, worauf es ankommt
Recruiting 3.0: Severin Wilson erläutert die Vorteile von CareerBuilder: Qualifizierte Kandidaten und starke Partner

Doch die generelle Lage hat sich zusehends konsolidiert. Das Deutschland-Geschäft wird längst nicht mehr als eine Art Appendix von den USA oder Großbritannien aus gesteuert, vielmehr betrachtet man Deutschland im CareerBuilder US-Head Office  als einen der wichtigsten Märkte in Europa, allerdings auch als einen der anspruchvollsten.

In Europa beschäftigt CareerBuilder mittlerweile 400 Mitarbeiter, und die Position von CareerBuilder Deutschland wird aus strategischen Gründen zusehends gestärkt. So besteht die Management-Spitze nach wie vor aus mehreren Personen: Die Geschäftsführer Farhan Yasin und Alex Green sind die Bindeglieder zu CarerrBuilder International, der die Nachfolger des ausgeschiedenen Severin Wilson, Felix Roth, ist als Sales Manager für den Vertrieb zuständig. In dieser Position bringt der erfahrene Manager, der 2008 von Michael Page zu CareerBuilder kam, wichtige lokale Erfahrungen mit. Nach seinem Studium an der HES (Hogeschool voor Economische Studies) Amsterdam und dem Abschluss als BA International Business and Management sammelte Felix Roth Erfahrungen bei Michael Page und als Sales Manager bei CareerBuilder Deutschland.

Darüber hinaus hat Careerbuilder weitere wichtige Schlüsselpositionen intern vom US-Headquarter Atlanta nach Frankfurt am Main verlagert: Chris Colley ist als Director European Integration nun in Deutschland tätig, zusammen mit ihm wurde Farhan Syed nach Frankfurt transferiert, um die lokale personelle Infrastruktur weiter zu verstärken und auszubauen. Ebenso wurde mit Stefanie Loleit eine neue Position besetzt, sie soll sich als European Editorial Coordinator in erster Linie um die Kooperation mit MSN kümmern.

Überhaupt verfolgt CareerBuilder in Deutschland eine interessante Expansions-Strategie. Während viele Jobbörsen-Wettbewerber den Fokus auf die Kooperation mit Zeitungs- und Zeitschriften-Verlagen setzen um ihre Reichweite zu steigern, konzentriert sich CareerBuilder in der jetzigen Entwicklungsphase auf den Ausbau von Internet-affinen Partnerschaften. Dazu gehören Facebook, MSN, Lokalisten, Motortalk, GoFeminin oder Fachinformatiker.de

Doch vor dem Hintergrund der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise können wohlgemeinte Expansionspläne schnell zu Makulatur werden. So konnte sich CareerBuilder auch nicht dem allgemeinen Trend entziehen. Im Jahresvergleich musste CareerBuilder einen Rückgang der veröffentlichten Stellenanzeigen auf 16.082 (Stand April 2009) hinnehmen, im Jahresvergleich bedeutete dies einen Anzeigenverlust von 12,4%. Doch auch andere Wettbewerber machten ähnliche, teilweise gravierendere Erfahrungen: Stepstone verzeichnete einen Rückgang um -16.9% auf 30.271 Stellenanzeigen, bei Monster Deutschland reduzierte sich die Anzahl der publizierten Stellenanzeigen um 35,9% auf 36.249. Die zum T-Mobile-Konzern gehörende Jobscout24 traf es ganz bitter: mit 9.753 (April 2009) wurden 62,3% weniger Stellenanzeigen publiziert als noch vor Jahresfrist.

Unabhängig vom Publikationsgeschäft muss sich CareerBuilder im Wettbewerb mit den etablierten Jobbörsen des Landes auch um die Steigerung der Reichweite kümmern, hier sind die Hausaufgaben noch nicht vollständig erledigt.

Alexa Traffic Ranking: CareerBuilder im Vergleich
Alexa Traffic Ranking: CareerBuilder im Vergleich

Das Alexa-Traffic-Chart zeigt, dass CareerBuilder Deutschland seit Jahresbeginn seine Reichweite steigern konnte, doch der Abstand zu Jobscout24, StepStone oder Monster ist immer noch beträchtlich.

Lange konnten sich die Internet-basierten Stellenmärkte im Preis- und Service-Wettbewerb mit den Print-basierten Anzeigenmärkten auf der Sonnenseite des Wettbewerbs bewegen. Nun zeigt sich wieder einmal mehr, wie stark die Jobbörsen-Betreiber vom Konjunkturzyklus stark abhängig sind.

Weiterführende Links:

Mit der Nonchalance des Novizen: US-Jobbörse CareerBuilder will in Deutschland Fuss fassen [18.11.2006]
http://www.crosswater-systems.com/ej_news_2006_11_careerbuilder.htm

Die Liebe Deines Lebens: Reichweiten-Performance-Reviews bei CareerBuilder Deutschland
http://www.crosswater-systems.com/ej_news_2008_07_0741_CareerBuilder_Reichweite.htm

Die Top-100 Jobbörsen nach Anzahl Stellenanzeigen
http://www.crosswater-job-guide.com/php_top_100_stans/top_100_stans_list.php

CareerBuilder Deutschland
http://www.careerbuilder.de

Alexa-Traffic Ranking
http://www.alexa.com

2 Comments

  • Hallo,

    danke für diesen ausführlichen Beitrag über Careerbuilder.

    Es ist interessant zu erfahren, wie sich andere Marktteilnehmer in diesen konjunkturell schwierigen Zeiten aufstellen, um hier zu bestehen bzw. Fuß zu fassen.

    Mit meinem Kommentar im Namen von Totaljobs möchte ich gerne einen kleinen Aspekt ihrer Darstellung korrigieren; auch um eine mögliche Verunsicherung unserer Kunden zu vermeiden:

    Entgegen ihrer Aussage hat Totaljobs hat seinen Markteintritt in Deutschland nicht abgebrochen und beabsichtigt auch in absehbarer Zeit nicht, sich vom deutschen Markt zurück zu ziehen.

    Vielmehr teilt man die von ihnen geschilderte Einschätzung der großen Bedeutung des deutschen Marktes; und ist sich ebenso bewusst, dass dieser Markt eine große Herausforderung darstellt.

    Von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung blieb Totaljobs jedoch bekanntermaßen nicht verschont. Trotz aller Einsparungen ist unser Anspruch allerdings bestehen geblieben: Wir wollen unseren Kunden ein zuverlässiger und vertrauenswürdiger Partner sein, der effizient bei der Suche nach qualifiziertem Personal unterstützt.

    Dass unser Markteintritt nun leiser abläuft, und dass der Aufbau von Reichweite langsamer geschieht, ist die logische Konsequenz des notwendigen Sparkurses.

    Da wir aber seit dem ersten Kundenkontakt „mit offenen Karten spielen“ und unsere Rahmenbedingungen proaktiv kommunizieren, schenken uns zahlreiche namhafte Unternehmen dennoch ihr Vertrauen.

    An dieser Stelle kann ich vielleicht noch anmerken, dass jedes einzelne Stellenangebot auf http://www.totaljobs.de auf Basis einer aktiven Kundenbeziehung veröffentlicht wird. Wir spidern weder unaufgefordert Unternehmensseiten, noch die Seiten unserer Wettbewerber – nicht einmal zur Markteinführung … 😉

    Viele Grüße aus München,

    Axel Bauer

    Marketing

    Totaljobs Gruppe GmbH

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