Mehr offene Jobs, weniger Wechselbereitschaft: War for Talents verschärft sich
Automobilindustrie trotz Diesel-Affäre beliebteste Branche + Digitale Talente übernehmen häufiger Führung
Unternehmen suchen immer mehr neue Mitarbeiter mit Berufserfahrung, gleichzeitig sind Young Professionals immer weniger bereit, den Job zu wechseln. Auf die Automobilindustrie hat das kaum Auswirkung. Trotz Diesel-Affäre bleibt die Branche mit deutlichem Abstand beliebtester Arbeitgeber der jungen Berufstätigen. Zu diesem Ergebnis kommt das trendence Young Professional Barometer 2017, eine Studie unter 18.000 Young Professionals in Deutschland mit akademischem Abschluss und bis zu zehn Jahren Berufserfahrung. Die Studie des unabhängigen trendence Instituts gibt jedes Jahr Aufschluss über Wunscharbeitgeber, Karrierepläne und Zufriedenheit der Young Professionals.
„Ein Problem für Arbeitgeber und eine Luxussituation für Top-Talente“
68 Prozent der Young Professionals haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einen Job angeboten bekommen, im Schnitt waren es 4,2 Jobs. 2016 erhielten 64 Prozent durchschnittlich 3,6 Angebote. Verschärft wird der Engpass dadurch, dass immer weniger Young Professionals auf der Suche nach einem neuen Job sind. 2016 waren 22 Prozent aktiv auf der Suche nach einem neuen Job, in diesem Jahr wollen nur noch 17 Prozent den Job wechseln.
„Die Top-Talente müssen sich immer weniger um einen neuen Job bemühen. Immer häufiger werden sie direkt von Arbeitgebern oder Headhuntern angesprochen. Unternehmen müssen sich heute viel mehr anstrengen, um die richtigen Professionals auch wirklich zu bekommen“, erläutert trendence-Geschäftsführer Holger Koch die Situation am Arbeitsmarkt. „Das ist ein Problem für Arbeitgeber und eine Luxussituation für Top-Talente.“ Die größte Fluktuation ist bei Wirtschaftswissenschaftlern zu erwarten: Jeder Fünfte sucht aktiv einen neuen Job, gleichzeitig haben 72 Prozent der Young Professionals der Berufsgruppe im vergangenen Jahr mindestens ein Jobangebote erhalten. Das Brain-Drain-Risiko liegt 30 Prozent über dem anderer Berufsgruppen.
Automobilindustrie trotz Diesel-Affäre beliebteste Branche
Trotz der anhaltenden Schlagzeilen rund um die Diesel-Affäre bleibt die Automobilbranche unter den Young Professionals die mit Abstand beliebteste Branche. 54 Prozent wollen einen Job in der Automobilbranche, für nur 10 Prozent kommt die Branche auf keinen Fall infrage. Das zeigt sich auch im Ranking der Top-Arbeitgeber: Alle fünf Top-Arbeitgeber der Young Professionals kommen aus der Automobilbranche: BMW führt das Ranking vor Audi und der Bosch Gruppe an, gefolgt von Porsche und Daimler/Mercedes-Benz. Die Branche ist für Young Professionals fast aller Berufsgruppen überaus attraktiv.
In der Berufsgruppe Wirtschaft liegt die Automobilindustrie auf Rang 1, bei Technikern und Informatikern jeweils auf Rang 2 der populärsten Branchen. Die Gründe: In keiner anderen Branche sind die Gehälter so hoch und die Mitarbeiter so treu und zufrieden mit ihrem Arbeitgeber wie in der Automobilbranche. „Für die Young Professionals zählen die konkrete Arbeitssituation und die Zusatzleistungen, die ihnen ihr Arbeitgeber bietet, mehr als das Ansehen der Branche nach außen“, so Holger Koch. Wenig attraktiv für Young Professionals sind hingegen die Branchen Medien und Werbung sowie Banken und Versicherungen.
Digitale Talente übernehmen häufiger Führung
Digitals – das sind Young Professionals mit besonders ausgeprägtem digitalen Know-how, unabhängig von ihrer fachlichen Ausbildung – sind in Unternehmen häufiger mit Projekt-, Personal- oder Budgetverantwortung betraut als ihre Kollegen, die nicht im gleichen Maße über digitale Kompetenzen verfügen. „Digitals sind mit ihrer offenen und strategischen Denkweise für Führungspositionen wie geschaffen“, erklärt Holger Koch die Entwicklung. „Sie streben bereits im Studium nach Führungsaufgaben. Dieser Ehrgeiz und ihr Know-how werden belohnt.“
Allerdings stellen Digitals andere Anforderungen an Arbeitgeber als ihre Kollegen. Sie fordern mehr Innovation und Eigenverantwortung, flexibleres und ortsungebundenes Arbeiten mit agilen Methoden und mehr Gehalt. Ihre Führungs- und Digitalkompetenzen machen sie besonders begehrt. Drei Viertel aller Digitals haben im vergangenen Jahr mindestens einen Job angeboten bekommen. Am besten gerüstet für die digitale Transformation sind aktuell die Branchen Telekommunikation und IT sowie Medien und Werbung. Zwei Drittel der Young Professionals dort zählen zu den Digitals. Den geringsten Anteil an digitalen Talenten unter den Mitarbeitern haben die Branchen Konsumgüter, Versorgung und Umwelt sowie die Automobilindustrie. Insgesamt sind 43 Prozent der Young Professionals Digitals.
Weitere Ergebnisse der Studie
- 79 Prozent der Young Professionals sind bei der Jobsuche auf eine oder mehrere konkrete Branchen festgelegt. Die attraktivste Branche ist die Automobilindustrie, am unattraktivsten sind Medien und Werbung.
- Young Professionals mit akademischer Ausbildung erhalten im Schnitt ein Gehalt von 60.300 Euro brutto pro Jahr. Die höchsten Gehälter zahlt die Automobilindustrie. Die niedrigsten Gehälter bekommen Mitarbeiter im Öffentlichen Sektor.
- Frauen erhalten 17 Prozent weniger Gehalt als Männer. Die höchste Gender Pay Gap gibt es im Handel, die geringste im Öffentlichen Sektor.
- Young Professionals arbeiten im Schnitt 44 Stunden pro Woche. Die fleißigsten Mitarbeiter gibt es in der Consulting-Branche. Die wenigsten Arbeitsstunden leisten Mitarbeiter der Branche Versorgung und Umwelt.
- 34 Prozent der Young Professionals sind sehr zufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber. Die zufriedensten Mitarbeiter hat die Automobilindustrie. Am schlechtesten schneidet der Handel ab.
- 17 Prozent der Young Professionals sind aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Die wechselwilligsten Young Professionals arbeiten im Öffentlichen Sektor, die treuesten in der Branche Elektrotechnik und Elektronik.
- 68 Prozent der Young Professionals haben in den vergangenen zwölf Monaten mindestens ein Jobangebot erhalten. Die begehrtesten Mitarbeiter arbeiten in der Consulting-Branche. Am seltensten werden Mitarbeiter im Öffentlichen Sektor mit einem Jobangebot angesprochen.
- Die Arbeitgeber mit dem höchsten Brain-Drain-Risiko kommen aus Medien und Werbung. Das Risiko, Mitarbeiter zu verlieren, liegt 43 Prozent über dem Durchschnitt. Am geringsten ist das Brain-Drain-Risiko in der Branche Elektrotechnik und Elektronik.
- Die Marketing-Kampagnen der Arbeitgeber, mit denen sie um neue Mitarbeiter werben, erreichen 27 Prozent der Young Professionals. Am auffälligsten sind die Kampagnen der Consulting-Branche, am unauffälligsten die Kampagnen der Konsumgüterindustrie.
Über die Studie
Das trendence Young Professional Barometer ist eine repräsentative Studie unter 18.000 Young Professionals mit bis zu zehn Jahren Berufserfahrung. Befragt werden Akademiker in Deutschland zu ihren Wunscharbeitgebern und Karriereplänen. Die Daten wertet trendence u.a. nach Branchen und Berufsgruppen aus. Die Rankings der beliebtesten Arbeitgeber zeigen ein Stimmungsbild der Young Professionals und ihre Präferenzen bei der Arbeitgeberwahl. Sie sind ein Indikator dafür, welche Arbeitgeber und Branchen mit zunehmendem Fachkräftemangel zu kämpfen haben und welche Branchen aus einem vollen Pool an Bewerbern schöpfen und die für sie passenden Talente herausfiltern können. Erste Ergebnisse der Studie sind im Wirtschaftsmagazin BILANZ erschienen.
Über trendence
trendence ist ein unabhängiges Beratungs- und Marktforschungsunternehmen für Employer Branding und Personalmarketing mit fast 20 Jahren Erfahrung. Aus unseren Studien kennen wir die Karrierepläne und Wunscharbeitgeber von drei Millionen jungen Bewerbern weltweit. Die Ergebnisse dieser Studien sind für Arbeitgeber Basis ihrer Entscheidungen im Employer Branding und Personalmarketing, indem sie detaillierte Informationen über potenzielle Bewerber liefern. Besondere Aufmerksamkeit erfahren die Rankings der beliebtesten Arbeitgeber, die Top 100. Sie dienen Arbeitgebern, Bewerbern und Medien gleichermaßen als Orientierung und Benchmark. trendence veröffentlicht außerdem Karriereratgeber für Schüler und Studierende, um ihnen die Berufsorientierung zu erleichtern.
Sie haben Interesse an weiteren Ergebnissen aus unserer Studie?
- Top-Arbeitgeber
- (un)beliebte Branchen
- Gehalt und Leistung
- Brain-Drain-Index ∙ Jobangebote ∙ Wechselabsicht
- Einstellung der Absolventen zu Karrierethemen (z.B. Digitalisierung, Work-Life-Blend)
- Employer-Branding-Kampagnen
- Auswertungen nach Branchen: Automobilindustrie ∙ Banken und Versicherungen ∙ Consulting und Wirtschaftsprüfung ∙ Elektrotechnik und Elektronik ∙ Forschung, Pharma und Gesundheit ∙ Handel ∙ Ingenieurdienstleistungen und Bau ∙ Konsumgüter ∙ Logistik und Tourismus ∙ Maschinenbau ∙ Medien und Werbung ∙ Öffentlicher Sektor ∙ Telekommunikation und IT ∙ Versorgung und Umwelt
- auf Anfrage: Auswertung spezieller Bewerbergruppen (Wirtschaft, Technik, Informatik, Naturwissenschaften) oder Digitals, Frauen/Männer