HR BarCamp 2016: Sich als Teil der Community fühlen
von Helge Weinberg
200 Personaler aus Konzernen, Mittelständlern und Start-Ups, HR-Dienstleister und nicht zuletzt HR-Blogger trafen sich am 25. und 26. Februar zum fünften HR BarCamp (http://www.hrbarcamp.de) in Berlin. Was waren die Top-Themen, was liegt im Trend, was ist nicht mehr angesagt? Crosswater-Redaktionsmitglied Helge Weinberg hat einige der Teilnehmer nach ihren Eindrücken befragt.
Die Gesprächspartner waren Christoph Athanas, Geschäftsführer der meta HR Unternehmensberatung GmbH und Veranstalter des HR BarCamps; Stefanie Burgert, Senior Consultant Talent Acquisition, Axel Springer SE; Elmar Görtz, Abteilungsleiter Personalmanagement und Geschäftsführer Fachrat Personal, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR; Stefanie Hornung, Pressesprecherin der „Zukunft Personal“ und Anne Stöckmann, Personalreferentin bei der Green Energy 3000 Holding GmbH.
Was sind Ihre Eindrücke vom BarCamp?
Christoph Athanas: Wir hatten vor fünf Jahren mit 100 Leuten angefangen, und mit 200 Leuten funktioniert es immer noch. Wir wollten immer die Verbindung schaffen zwischen Lockerheit und Professionalität, inhaltlicher Tiefe in Gesprächen. Diese Balance hat geholfen, neue Teilnehmer schnell zu integrieren. Diese haben in Gesprächen durchweg gesagt, dass sie sich jetzt als Teil der Community fühlen.
Stefanie Burgert: Ich bin zum ersten Mal hier. Ich hatte viel Positives von dem Format gehört. Und ich wollte mir das gerne selber als eine Plattform anschauen, um zu Netzwerken, andere Personaler kennen zu lernen und sich auszutauschen.
Stefanie Hornung: Das wichtigste finde ich die persönlichen Kontakte, HR-Blogger und Personaler zu treffen, in die Szene hinein zu hören. Das ist für mich der Hauptgrund, hierhin zu kommen.
Kann man die Qualität der Sessions mit denen „professioneller“ Seminarveranstaltungen vergleichen?
Elmar Görtz: Wirklich gut finde ich, dass man hier die Chance hat, sich mit anderen zu vernetzen. Es waren aus meiner Sicht hervorragende Sessions dabei. Es gab aber auch welche, die möglicherweise nicht so ganz den Bedarf getroffen haben. Das liegt wohl daran, dass hier viele Unternehmen sind, die einen unterschiedlichen Reifegrad in der Personalarbeit haben.
Anne Stöckmann: Es geht ja in erster Linie um den Erfahrungsaustausch. Dieser basiert immer auf dem, was man schon erfahren hat und es geht darum, sich Meinungen zu den eigenen Planungen einzuholen. Ich finde das BarCamp überhaupt nicht unprofessionell. Man muss mitdenken, das ist fordernder als bei einem Frontalvortrag.
Welche Sessions haben Sie besonders beeindruckt?
Stefanie Burgert: Einige der Sessions waren wirklich interessant und haben viel Spaß gemacht, auch wenn die Themen in den meisten Fällen nicht wirklich neu waren. Gut gefallen hat mir unter anderem die Session „Sprechen Sie Nerd“ (Anmerkung: Es ging um Recruiting von Developern). Personaler sollten sich generell noch viel mehr mit Ihrer Zielgruppe auseinandersetzen und die richtige Form der Ansprache finden. Darüber hinaus könnte es nicht schaden, wenn Personaler sich selbst auch mit Coding und Tech-Themen generell auseinandersetzen würden, nicht zuletzt auch um ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie IT die HR-Arbeit verbessern kann.
Elmar Görtz: Insbesondere, die, die uns auch umtreiben. Wir arbeiten sehr intensiv an Employer Branding. Da gab es einige interessante Erfahrungsberichte und Erkenntnisse, die uns sicherlich auch in der Arbeit weiterhelfen werden. Und dann natürlich alles um das Thema „HR und IT“, weil da gefühlt im Moment am meisten passiert.
Stefanie Hornung: Ich habe inhaltlich einiges mitnehmen können, so beispielsweise in einer Session zu Storytelling. Für mich als Pressefrau ist es interessant, wie wir Geschichten erzählen können. Passend dazu kam auch die Session zu der Frage, welchen Medienmix die Personaler brauchen, um sich zu informieren. Ich glaube, dass es viele beschäftigt, wie sie die verschiedenen Medien selektieren können.
Anne Stöckmann: Am meisten haben mir die Sessions gefallen, die Workshop-Charakter hatten, insbesondere die „HR Rock Stars“ (Anmerkung: Hier ging es um die Frage, was sich HR vom Marketing abschauen kann) und die Session zu Pflichten und Kür im Onboarding-Prozess. Davon würde ich mir mehr wünschen. Die „klassischen“ HR-Themen, wie zum Beispiel Trennungsmanagement, könnten noch ausgebaut werden.
Gab es für Sie ein Topthema auf dem BarCamp?
Christoph Athanas: Ein Highlight habe ich nicht erkennen können. Mein Eindruck ist, dass Employer Branding zurückgekommen ist. Das war die letzten Jahre weniger präsent. Und damit korrespondierend dann auch Cultural Fit.
Stefanie Burgert: Ich finde, dass relativ wenige Themen hier in Richtung Candidate und Employee Experience gehen. Das hätte ich eigentlich erwartet. Methodische Ansätze wie Design Thinking in HR fehlen mir hier. Ich hatte gehofft, dass es dazu Sessions geben würde. Big Data ist weiterhin ein großes Thema, das uns natürlich in den nächsten Jahren begleiten wird.
Elmar Görtz: Dreh- und Angelpunkt ist das Finden von Multiplikatoren und letztlich auch das Thema „Führung“. In Zeiten der Veränderung stehen die Führungskräfte ganz besonders in der Verantwortung. Dieses Thema spielte immer wieder im Rahmen anderer Veranstaltungen eine Rolle. Bei Internal Employer Branding beispielsweise. Da muss man den Prozess so organisieren, dass man ein einheitliches Bild des Unternehmens herstellt und dieses dann über die Führungskräfte in die Fläche bringt. Zu den Multiplikatoren: Es reicht nicht aus, dass wir immer nur Musik von vorne machen. Wir müssen zu anderen Formaten finden, um das Unternehmen erlebbar zu machen.
Stefanie Hornung: Letztes Jahr konnte man keinen richtigen Thementrend ausmachen. Das geht mir dieses Jahr ähnlich. Es gibt schon viele Recruiting-Themen, aber es sind glücklicherweise auch viele andere spannende Fragestellungen dabei. Zum Beispiel die Studie von Stack Overflow zu der Frage, was die „Nerds“ von einem Arbeitgeber erwarten. Natürlich ging es hier auch um Recruiting, allerdings um Ansätze, die man bisher nicht so oft gehört hat. Es sind Themen wie Big Data wieder dabei, die wir ja schon seit ein paar Jahren immer mal wieder im Gespräch haben.
Welches Thema spielte keine Rolle mehr?
Christoph Athanas: Was nicht mehr da war, das ist Candidate Experience. Die Leute wissen im Grunde, wie wichtig das Thema ist und woran man es festmachen kann. Jetzt ist es auf der Arbeitsebene zu finden. In den Sessions spielte es dann schon eine Rolle. Etwa wenn es darum ging, wie man Absagen oder Kündigungen wertschätzend kommuniziert. Es ist ja in vielen Themen enthalten, so auch im Active Sourcing.
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Christoph Athanas: Die Breite der Themenangebote. Thematisch ist das BarCamp immer noch Recruiting-lastig, aber die inhaltliche Bandbreite ist deutlich größer geworden. Es gab zum Beispiel Sessions zu Wissensmanagement, zur Netto-Entgelt-Optimierung oder zum Onboarding.
Anne Stöckmann: Am Anfang war das BarCamp sehr Recruiting-und Employer Branding-lastig, zu mindestens 80 Prozent. Jetzt ist es schon ausgeglichener. Was noch nicht so viel angeboten wird, das sind Veranstaltungen in der Personalentwicklung.
Über den Autor:
Helge Weinberg ist Berater und Journalist aus Hamburg. Seine Agentur Strategie & Kommunikation ist spezialisiert auf Arbeitgeberkommunikation und Employer Branding. Über diese Themen schreibt er in seinem Blog (http://blog.helge-weinberg.de). Er ist Mitglied der Redaktionen des „PR-Journals“, „DPRG Journals“ und des „Crosswater Job Guide“. Zudem schreibt er als Freelancer in diversen technischen Fachzeitschriften über Arbeitgeberkommunikation, Employer Branding und Personalmarketing.
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